Rabat

Frauenhäuser für Geflüchtete in Rabat (Marokko)


Ohne Zögern geht die europäische Migrationspolitik den Weg der Ausgrenzung. Die Abwehr von Flüchtenden wird immer brutaler. Ein wirksames Mittel dieser Politik ist die Externalisierung der Grenzen. Besonders die nordafrikanischen Länder Libyen, Tunesien, Algerien und Marokko werden in diese neokoloniale Strategie eingebunden. Dies ist der Hauptgrund für die steigende Sterblichkeitsrate, die Schleusernetze und die Gewalt, die Männer und Frauen auf ihren Fluchtwegen erleiden. Frauen sind am stärksten von dieser systemischen Gewalt betroffen: ein übersteigerter Ausdruck der patriarchalen Welt ist, in der wir leben. Sie werden doppelt bestraft: zuerst mit der Notwendigkeit ihres Exils und dann mit der extremen, oft sexuellen Gewalt, der sie auf ihrer Flucht ausgesetzt sind und die mit ihrer völligen Verletzlichkeit verbunden ist: Vergewaltigung, Ausbeutung, Menschenhandel usw. 
Aus diesem Grund engagieren wir uns an der Seite der ARCOM (Association des Réfugié.es et Communautés migrantes au Maroc), die seit 2017 unermüdlich und allen Schwierigkeiten zum Trotz versucht, ihr Projekt zur Aufnahme und Zuflucht von geflüchteten Frauen in Rabat, Marokko, aufrechtzuerhalten und weiterzuentwickeln.
Die seit 2020 von Médecins du Monde unterstützten Frauenhäuser sehen heute ihre Existenz bedroht, da die europäischen Zuschüsse nicht erneuert wurden und erst im September nächsten Jahres erneut vergeben und verteilt werden.

Odette, die seit einigen Jahren bei Arcom arbeitet, erzählt uns einige Details über die aktuelle Situation : „Es gibt in letzter Zeit wirklich viele Anfragen. Zurzeit sind es überwiegend Ivorerinnen, die wegen eines angeblichen Arbeitsvertrags kommen, der ihnen vorgegaukelt wurde. Aber vor Ort stossen sie eine ganz andere Realität: der Pass wird ihnen abgenommen und sie werden, unter dem Vorwand, das Ticket zurückzuzahlen, ausgebeutet und prostituiert. Wir haben seit April 2023 drei Wohnungen, in denen wir 58 Frauen im Alter von 19 bis 36 Jahren und 41 Kinder aller Nationalitäten aufgenommen haben. Acht Frauen konnten in sicherem Umfeld und mit unserer Hilfe entbinden. Wir konnten 15 Frauen an eine Berufsausbildung und weitere 18 an die IOM für eine freiwillige Rückkehr vermitteln. Sechs Frauen bekamen über den UNHCR einen "Rechtsschutz".“

Die Arcom hat uns um Hilfe gebeten, um ihr Budget von Februar bis September 2024 zu überbrücken. Wir engagieren uns an ihrer Seite, da wir den Gedanken nicht akzeptieren können, dass die Raststätten geschlossen werden und Frauen und Kinder, die diese Zeit der Ruhe, Erholung, Besinnung und Sicherheit dringend benötigen, auf die Strasse entlassen werden müssen. Sich zu ernähren, geschützt vor sexueller Gewalt zu schlafen, in Sicherheit und unter akzeptablen Bedingungen gebären zu können, sind nur einige der Leistungen dieser unersetzlichen Orte auf dem Weg ins Exil.

MAROKKO : Politik der Zahlen

von EBF, 10.02.2020, Veröffentlicht in Archipel 289

In Marokko wurden im letzten Jahr 27'000 Migrant·inn·en verhaftet und ein grosser Teil von ihnen in den Süden des Landes abgeschoben, diese Zahl wird stolz von der «Generaldirektion für nationale Sicherheit» (DGSN) angegeben. Die Nachricht wird dann an die EU weitergeben, welche die Externalisierung der europäischen Grenzen finanziert. Zur Erinnerung: Im Jahr 2013 eröffnete König Mohammed...

Zwischen Repression und Selbstermächtigung

von Alexander Behr, EBF, 18.01.2019

Am ersten Dezemberwochenende fand in der marokkanischen Hauptstadt Rabat die erste Konferenz der ARCOM statt. Die „Association des Refugi-é-s et Communautés Migrantes“, also die „Vereinigung der Geflüchteten und migrantischen Communities“ gilt aktuell als die wahrscheinlich dynamischste und stärkste Gruppe aus dem Spektrum der selbstorganisierten Migrant_innenvereine in Marokko. Die ARCOM...