SOS Kolumbien

von Hannes Reiser, EBF, 30.09.2021, Veröffentlicht in Archipel 306

Die blutige Repression gegen die soziale Bewegung in Kolumbien seit dem Beginn des Generalstreiks in diesem Frühling liess uns keine Ruhe. Seit Jahren sind Mitglieder des Europäischen BürgerInnen Forums (EBF) mit Menschen, Bewegungen und Projekten in Kolumbien freundschaftlich verbunden. Langsam aber sicher ist unsere Solidaritätsaktion im Sommer ins Rollen gekommen und wir versuchen nun, auf mehreren Ebenen einen Beitrag der Solidarität zu leisten.

Wir unterstützen Kolumbianer·innen, welche in Europa leben und an der Basis, auf der Strasse und vor den Botschaften gegen das Regime Duque und dessen Repression protestieren. Hier leisten wir eine Unterstützung bei ihrer Vernetzungsarbeit über die Grenzen hinweg. Der Protest auf der Strasse und die direkte Mobilisierung sind enorm wichtig, weil die Verletzung der Menschenrechte in Kolumbien in den grossen Medien in Europa immer noch nicht angekommen ist.

Wir beteiligten uns, neben anderen engagierten Organisationen, an der Mobilisierung von Parlamentarier·inne·n in der Schweiz und in weiteren Ländern, damit diese direkt gegenüber der Regierung in Kolumbien ihren Protest gegen die Verletzung der Menschenrechte einlegen und die eigenen Regierungen dazu bewegen, dasselbe zu tun.

Wir richteten einen offenen Brief an den Bundesrat, in welchem wir von ihm verlangen, dass die Schweizer Regierung im Rahmen ihrer Tradition der Regierung und dem Parlament Kolumbiens für die Vorbereitung von Friedensgesprächen seine „Guten Dienste“ anbietet. Ausserdem sollen bedrohte Vertreter·innen sozialer Bewegungen in der Schweiz Schutz bekommen. Diesen Brief unterzeichneten und versandten inzwischen mehrere hundert Freundinnen und Freunde. Der Bundesrat antwortete uns unter anderem: „Zudem trägt sie (die Schweiz) dazu bei, den Schutz und die aktive Teilnahme der Bevölkerung in politischen Prozessen zu stärken. Die Schweiz wird auch weiterhin, und besonders in der aktuellen Situation, ihren Beitrag für den Frieden und die Erhaltung der Menschenrechte in Kolumbien leisten“. Wir werden unsere Regierung beim Wort nehmen.

Wir unterstützen direkt eine Menschenrechtsorganisation in Kolumbien, welche einerseits die Fälle von Menschenrechtsverletzungen durch Polizei und Armee dokumentiert und andererseits den Aktivist·inn·en in Kolumbien, die in die Fänge der Justiz geraten sind, rechtlichen Beistand leistet und ihnen Anwält·innen zur Verfügung stellt.

Wir unterstützen ein Netzwerk, welches bedrohte Aktivist·inn·en vorübergehend in Sicherheit bringt, bis sich die Gesamtsituation wieder beruhigt hat. Der Krieg von Oben gegen die soziale Bewegung in Kolumbien ist nicht vorbei. Nach wie vor gibt es von Seiten der Paramilitärs, welche mit Polizei und Militär verbunden sind, die blutige Strategie, unbequeme Oppositionelle und Vertreter·innen sozialer Bewegungen aus dem Hinterhalt zu erschiessen. Das Netzwerk soll über Vertrauensleute in Kolumbien und in den Empfangsländern funktionieren und vor allem in Lateinamerika sichere Plätze zur Verfügung stellen, sowie die damit verbundenen Massnahmen finanzieren.

Wir werden über den weiteren Verlauf unserer Aktionen regelmässig berichten. Es ist nicht einfach, von hier aus, aus unserer sicheren und fernen Position, das Richtige zu unternehmen. Wir hoffen, dass wir mit diesen fünf Ebenen einen Beitrag gegen die rohe Gewalt leisten können, mit welcher das aktuelle Regime versucht, den sozialen Frühling in Kolumbien zu zertreten.