SCHWEIZ: Solidarität mit asylsuchenden Frauen und Kindern

von Sophie Guignard, Solidarité sans frontières, Fribourg, 23.02.2018, Veröffentlicht in Archipel 267

Der «Appel d’elles» wurde vom Collectif R aus Lausanne und mehreren feministischen und Asyl-Organisationen aus der Französischen Schweiz lanciert und will die Gleichgültigkeit anprangern, der viele Frauen auf ihrer Flucht und im Asyl begegnen.Asylorganisationen, die sich mit den Schicksalen von betroffenen Geflüchteten befassen, sind sehr oft mit unsäglichem Leid konfrontiert. Verletzliche Personen wie Frauen und Kinder, die bereits stark traumatisiert sind, werden unmenschlich empfangen. Nicht nur sind sie Opfer von Gewalt auf ihren Fluchtwegen, sondern sie werden bei ihrer Ankunft in der Schweiz für die erlittenen Gräuel verantwortlich gemacht und ungeachtet ihrer Situation ausgeschafft. So hat beispiels-weise das SEM (Schweizerisches Staatssekretariat für Migration) einer Frau, die auf ihrer Durchreise in Italien mehrere Monate auf der Strasse lebte und mehrmals vergewaltigt wurde, vorgeworfen, dass sie ihr Schicksal selber herausgefordert hätte, da sie in Italien nicht um Asyl bat.

Die Dubliner Abkommen verunmöglichen durch ihre Automatismen, den betroffenen Personen ihre Rechte geltend zu machen. Die Traumata sind oft so stark, dass das Erlebte kaum erzählt werden kann. Die Schnelligkeit der Verfahren und Befragungen zwingen die Opfer oft zum Verstummen.
Der «Appel d’elles» will diesen Frauen und Kindern ihre Stimme wiedergeben. Jede Woche werden neue Erlebnisberichte von betroffenen Frauen auf der Homepage www.appeldelles.ch und in der Genfer Tageszeitung «Le Courrier» abgedruckt. Eine Postkartenaktion wurde initiiert, an der Sie sich auch gerne beteiligen können. Diese ist ebenfalls auf der Homepage erklärt.
Die Petition hat bereits an die 5‘000 Unterschriften vereint und wir fordern die Leserschaft dieser Zeilen auf, den Appell (der dieser Nummer beiliegt) zu unterschreiben und an die Unterschriften-Übergabe an den Bundesrat zu kommen. Diese wird am 8. März, am Tag der Frau, in Bern stattfinden und mit einer symbolischen Protestaktion verbunden sein.
Sophie Guignard, Solidarité sans frontières, Fribourg