LAUTSPRECHER: "Terres et Communs"

von EBF, 19.07.2023, Veröffentlicht in Archipel 327

Vom 26. August bis 3. September 2023 findet in der Nähe von Bure (Meuse, Frankreich) ein transnationales Treffen der ländlichen und kleinbäuerlichen Kämpfe statt, zu dem Ihr herzlich eingeladen seid.

Wie wir schon öfters im Archipel berichtet haben, will die französische Atomindustrie bei Bure das riesige Atommüllendlager Cigéo bauen. Seit vielen Jahren sind Aktivist·innen an Ort und Stelle, um diesen Bau zu verhindern. Für diesen Sommer planen sie, gemeinsam mit diversen anderen Gruppen aus mehreren Ländern ein grosses, selbstverwaltetes, internationales Camp. Damit soll die Verbindungen und die Organisation zwischen möglichst vielen in landwirtschaftlichen und ländlichen Kämpfen hier und anderswo engagierten Aktivist·innen gestärkt werden.

Ihre Überlegungen und Ziele

Unsere Ebenen, Täler, Küsten und Berge werden durch intensive chemische Land- und Forstwirtschaft, Tourismus, unnötige Grossbauprojekte, Landgrabbing und Denaturierung entstellt und zerstört. Gleichzeitig entleeren sich diese ländlichen Gebiete von ihren Bäuerinnen und Bauern. Um sie wieder zu erschliessen, schlagen wir vor, gemeinsam wünschenswerte, anschlussfähige und umweltfreundliche bäuerliche Alternativen zu definieren. Es geht auch darum, die Herausforderungen zu erkennen, die es zu bewältigen gilt, um Strukturen aufzubauen und dauerhaft zu erhalten: Wie können wir kleinbäuerliche Landwirtschaft attraktiv machen, wie den Zugang zu Land erleichtern, wie das Know-how (wieder) erwerben, welche landwirtschaftlichen Modelle und was für eine menschliche Organisation? Wie können wir kleinbäuerliche Kollektive aufbauen und langfristig erhalten? Wie können wir verhindern, dass in ihnen nicht die Ungleichheiten und Hierarchien reproduziert werden, die wir ausserhalb unserer Strukturen bekämpfen wollen? Wie können wir gemeinsam die sozialen, klimatischen und ökologischen Herausforderungen bewältigen?

Die ländlichen Räume sind von verschiedenen Kämpfen und Widerständen durchzogen, die nur unzureichend miteinander kommunizieren: Protestaktionen von Landwirt·innen; Blockade- oder Sabotageaktionen gegen industrielle Grossprojekte; Besetzungen wie die ZAD in Notre Dame des Landes (Bretagne/Frankreich), in der Lobau bei Wien und an anderen Orten; kleinbäuerliche Kollektive… Das Ziel dieses Camps ist es, aus der Isolation herauszukommen, diese Kämpfe sichtbar zu machen sowie gewisse Spaltungen zu überwinden. Ausserdem wollen wir die Möglichkeit geben, politische Verbindungen und Freundschaften zwischen denjenigen, die sie führen, zu festigen, egal ob sie vom Land oder aus der Stadt kommen. Wir wollen auf Perspektive all diese schönen Ideen in die Praxis überführen und die Kooperation zwischen Landwirt·innen und Einwohner·innen stärken, die Solidarität mit anderen Kämpfen in Frankreich und auf internationaler Ebene ausbauen und vielleicht sogar die Lust auf neue kleinbäuerliche Initiativen in der Region wecken!

Unser Treffen wird in dem Gebiet stattfinden, das durch das Projekt Cigéo zur Einlagerung hochradioaktiver Abfälle bedroht ist. Bisher ist das Endlager nicht genehmigt. Es sind jedoch riesige Infrastrukturbaustellen angekündigt. Hunderte Hektaren landwirtschaftlicher Flächen und Wälder wurden bereits von der französischen Atommüll-Agentur Andra aufgekauft, und Enteignungen könnten folgen. Mit dem Camp wollen wir auch den lokalen Kampf gegen das Cigéo-Projekt stärken. Wir laden euch ein, dieses Gebiet an unserer Seite zu verteidigen, an den laufenden Aktionen teilzunehmen, um dem atomaren Wahnsinn den Weg zu versperren. Unser Wunsch ist es, das Treffen in der konkreten Erfahrung zu verankern, indem wir vor allem diejenigen zu Wort kommen lassen, die Landwirtschaft betreiben und/oder in ländlichen Gebieten aktiv sind. Es wird auch darum gehen, die bäuerlichen und ländlichen Kämpfe unter verschiedenen Gesichtspunkten in Bezug auf Epochen, Gebiete und politische Positionierungen zu beleuchten. Zahlreiche Konferenzen, Diskussionsrunden, Workshops, Aktionen, sowie festliche und kulturelle Veranstaltungen sind in Vorbereitung.

Unser Treffen sieht sich als Teil der Kämpfe gegen die Zerstörung des Lebens und soll dabei helfen, neuen Schwung in unsere Netzwerke zu bringen.* Kommt also diesen Sommer nach Bure!

Weitere Informationen unter: www.all.lpr-camp.org

*35 Organisationen und Initiativen in Frankreich, Deutschland, Österreich, Schweiz, Rumänien, Ukraine unterstützen bereits dieses Treffen und seine Anliegen.