Der bekannte ukrainische Menschenrechtsaktivist und Journalist Maxim Butkewitsch wurde zwischen dem 21. und 24. Juni 2022 von der russischen Armee mit anderen Soldaten seiner Einheit in der Region Luhansk gefangen genommen. Eine internationale Kampagne fordert seine Freilassung.
Der Aufenthaltsort von Maxim ist unbekannt und weder seine Eltern noch seine Freunde oder Freundinnen konnten Kontakt zu ihm aufnehmen. Kurz nach dem Beginn der russischen Invasion in der Ukraine im März 2022 hatte sich Maxim als Freiwilliger bei den ukrainischen Streitkräften gemeldet, obwohl er als überzeugter Antimilitarist bekannt war. Doch für ihn blieb in diesem Moment kein anderer Weg, weil – nach seinen eigenen Worten – «wir weiter die Möglichkeit haben möchten, die Werte umzusetzen, für die wir stehen und die uns vom Aggressor unterscheiden.»(1)
Seit seiner Gefangennahme wird Maxim in den staatlichen russischen Medien als Propagandist des sogenannten faschistischen «Maidan-Putsches»(2) und als Nazi verleumdet. Wer Maxim persönlich kennt, kann nur angewidert den Kopf schütteln über diese Desinformationskampagne, die darauf abzielt, ihn zum Abschuss freizugeben. Seit Jahren haben wir mit Maxim zusammengearbeitet, um verschiedenste zivilgesellschaftliche Initiativen in der Ukraine zu stärken. So war er z. B. unser Gast in der Schweiz als er am 29. Juni 2014 an der Tagung «Die Ukraine im Umbruch – Was können wir zur Stärkung der Zivilgesellschaft beitragen?» im Kornhausforum in Bern teilnahm. Wir kennen Maxim als engagierten Kämpfer gegen alle Formen der Diskriminierung. Er ist Mitbegründer und Koordinator des „No Borders Project“, das sich für internationale Geflüchtete und seit 2014 auch für die Binnenflüchtlinge in der Ukraine einsetzt. Zudem ist er Gründungsmitglied des „ZMINA Human Rights Center“ und des freien Radios „Hromadske“, wo er in den Jahren 2013 und 2014 als Journalist tätig war. Er arbeitete als Auslandskorrespondent für mehrere ukrainische TV-Sender und den BBC World Service. Ausserdem beteiligte er sich an der Organisation der „Docudays UA”, einem jährlich in Kiew stattfindenden internationalen Dokumentarfilmfestival für Menschenrechte. In diesem Rahmen bestritten wir gemeinsam im Jahr 2016 öffentliche Debatten über die ukrainische und europäische Flüchtlingspolitik nach dem «Sommer der Migration» 2015. Maxim setzte sich konsequent gegen Rassismus und die Verwendung von «Hate Speech» in den Medien und im öffentlichen Diskurs ein. Dies trug ihm sowohl verbale als auch physische Angriffe von ukrainischen Neonazis ein. Schon allein diese Tatsache zeigt, dass die Beschuldigung der russischen Propaganda, Maxim sei ein Nazi, völlig absurd ist.
Die Eltern von Maxim schwiegen mehrere Wochen lang, um ihn nicht zu gefährden, und hofften in dieser Zeit auf ein Lebenszeichen ihres Sohnes – ohne Erfolg. Schlussendlich wurden für sie die Verleumdungen der russischen Seite gegen Maxim unerträglich und sie entschlossen sich deshalb, an die breite Öffentlichkeit zu treten, um ihren Sohn zu verteidigen. Seitdem wird in der internationalen Presse über ihn berichtet und eine Kampagne für die Freilassung von Maxim ist im Gange (3). Auch das «Internationale Komitee vom Roten Kreuz» (IKRK) wurde eingeschaltet – die einzige Organisation, die Zugang zu dem Kriegsgefangenen erhalten könnte. Doch dies kann Monate dauern, und solange es kein Lebenszeichen von Maxim gibt, schreien wir in die Welt hinaus: Freiheit für Maxim Butkewitsch!
Michael Rössler, EBF Schweiz
(1) Interview mit Maxim Butkewitsch, Hromadske Radio, April 2022 (2) Offizielle Leseart der Euromaidan-Revolution durch die russische Regierung (3) Unter dem Hashtag #FreeMaksymButkevych sind Informationen und Solidaritätsbotschaften zu finden. Siehe auch: https://www.nestu.org/butkevych-graty-juli-2022