SCHWEIZ / MIGRATION: Sans-Papiers während Corona

von Sans-Papiers-Kollektive Basel, 19.12.2020, Veröffentlicht in Archipel 298

Dies ist eigentlich ein offener Brief an die Einwohner_innen von Basel und der Schweiz. Wir finden jedoch, dass die aktuelle Situation der Menschen ohne reguläre Papiere alle etwas angeht, ob in der Schweiz, in Österreich oder Deutschland. Überall gibt es Kollektive, die sich mit den Sans-Papiers engagieren und unsere Unterstützung brauchen.

Liebe Einwohner_innen,

Wir schreiben Euch in einer schwierigen Zeit für uns alle. Als Sans-Papiers, als Einwohner_innen ohne Aufenthaltsbewilligungen, kennen wir aus unserem Alltag viele Schwierigkeiten. In der Krise, die das Coronavirus mit sich gebracht hat, spitzen sich diese nun zu. Viele von uns verlieren ihre prekären Arbeitsverhältnisse und finden kaum neue Aufträge. Viele von uns sind aufgrund der Lebensumstände einer höheren Wahrscheinlichkeit ausgesetzt, sich mit dem Coronavirus zu infizieren, haben aber Angst zu einer Ärztin oder einem Arzt zu gehen. Viele von uns sind durch die vermehrten Polizeikontrollen auf den Strassen gezwungen, noch mehr als sonst zuhause zu bleiben, was zu Einsamkeit führt.

Unentbehrlicher Teil der Gesellschaft

Und trotzdem unterstützen wir Sans-Papiers die Gesellschaft – wie auch zuvor: Wir putzen Wohnungen und tätigen Einkäufe, damit andere mehr arbeiten oder Zeit für sich haben können. Wir passen auf Kinder auf, damit sie nicht alleine sind. Wir pflegen ältere Personen, damit sie betreut sind. Ob mit oder ohne Bewilligung, wir alle zusammen machen Basel und die Schweiz zu der vielfältigen Gesellschaft, die sie ist. Dass wir zusammenhalten müssen, zeigt sich auch in der Corona-Pandemie deutlich. Wir alle können am Coronavirus erkranken, und wir alle sind vorsichtig, um die Verbreitung zu verlangsamen.

Regularisierung als einzige Lösung

Die Corona-Krise zeigt noch einmal auf, dass wir uns alle gegenseitig unterstützen müssen. Für die Sans-Papiers ist dafür die Regularisierung der entscheidende Schritt. Sie löst nicht alle Probleme, aber sie macht uns unabhängig genug, um andere Probleme angehen zu können. Mit einer Regularisierung hätten wir Zugang zu Kurzarbeitsentschädigungen. Wir könnten risikolos ehrenamtlich in Projekten mithelfen und wir könnten Steuern bezahlen. Wir könnten uns frei bewegen und unsere Nachbar_inne_n in der Quarantäne unterstützen.

Aufruf zur Solidarität

Wir rufen Euch alle dazu auf, uns dabei zu unterstützen, eine Regularisierung zu erreichen. Die Sans-Papiers-Frage ist eine, die uns alle betrifft. Sprecht mit Euren Freund_inn_en und Nachbar_inne_n über unsere Situation und die Regularisierung. Fordert Unterstützung im Alltag mit politischen Lösungen. Erzeugt Aufmerksamkeit für die Regularisierung der Sans-Papiers. Wir haben einen Traum, und wir glauben daran, dass er Wirklichkeit werden kann. Gemeinsam könnten wir es schaffen! Wir wünschen Euch allen gute Gesundheit und viel Kraft in dieser schwierigen Zeit und danken allen, die in den letzten Jahren und auch speziell in dieser Corona-Zeit die Sans-Papiers unterstützt haben. Es gibt uns Kraft zu wissen, dass wir nicht alleine sind!

Sans-Papiers-Kollektive Basel

Für mehr Informationen könnt Ihr uns gerne über unsere Mail-Adresse kontaktieren, oder auch vorbeischauen, falls Ihr in Basel seid. Wir freuen uns auch über jede finanzielle Unterstützung. Sans-Papiers-Kollektive Basel c/o Anlaufstelle für Sans-Papiers Rebgasse 1, 4058 Basel basel@sans-papiers.ch sans-papiers-basel.ch PC 61-425974-2 IBAN CH80 0900 0000 6142 5974 2 Vermerk: Sans-Papiers-Kollektive