In den vergangenen Jahren bezeugten zahlreiche Berichte die unmenschlichen Zustände der rechtlosen LandarbeiterInnen in der industriellen Produktion von Obst und Gemüse in der Provinz Almeria im Süden Andalusiens. Dort werden unter einem riesigen Plastikmeer Tomaten, Zucchini, Auberginen, Paprika und Gurken angebaut, die im Winter in unseren Supermärkten angeboten werden. In der Schweiz haben in den letzten Jahren mehrere Kantonsräte die unannehmbaren , in der industriellen Produktion von Obst und Gemüse in ihren Kantonsparlamenten vorgebracht.
In einer Pressekonferenz in Bern stellte die «, », der auch das EBF angehört, den nebenstehenden offenen Brief an die ParlamentarierInnen vor. Dieser wurde allen National- und Ständeräten geschickt und fordert sie auf, die Standesinitiativen von fünf Kantonen gegen den Import von sozial und ökologisch problematischen Nahrungsmitteln zu unterstützen.
Dieser offene Brief ist jetzt besonders aktuell, denn die Standesinitiativen kommen wahrscheinlich in der nächsten Session, die Ende November beginnt, vor den Nationalrat. Im vergangenen Juni hatte der Ständerat diese mit 22 gegen 7 Stimmen abgelehnt.
Der Aufruf erhält viel mehr Gewicht, wenn auch Sie sich direkt an die ParlamentarierInnen Ihres Kantons wenden oder an solche, die Sie persönlich kennen.
Sie könnten zum Beispiel folgende Argumente verwenden:
- dass Sie die Parlamentarierin/den Parlamentarier gewählt haben und ihre/seine Arbeit schätzen;
- dass Sie die unmenschlichen Bedingungen in den Gewächshäusern Andalusiens schockieren;
- dass Sie als aktive Bürgerin und als Konsument diese unhaltbare Situation verändern wollen
- dass Sie sich daher hinter die Standesinitiativen und den offenen Brief stellen.
Helfen Sie mit! Es ist an der Zeit zu handeln und eine nachhaltige Nahrungsmittelerzeugung zu fordern, welche jede Form «moderner Sklaverei» und ökologisch problematischer Produktionen ausschliesst! Die ParlamentarierInnen werden in dieser Sache auf Sie hören, schliesslich sind sie in Ihrem Namen in Bern.
In der Hoffnung, dass diese Initiative in anderen Ländern Nachahmer findet…
Adressen von ParlamentarierInnen können bezogen werden bei: Europäisches BürgerInnenforum, St. Johanns-Vorstadt 13, Postfach, 4004 Basel,
Tel. 061 262 01 11, Fax: 061 262 02 46, E-Mail: ch@forumcivique.org
Plattform für eine sozial nachhaltige Landwirtschaft
Offener Brief an
die ParlamentarierInnen
Standesinitiativen zum Import von Nahrungsmitteln, welche unter sozialen und ökologischen Missständen produziert wurden
Sehr geehrte Damen und Herren,
Seit Jahren bezeugen zahlreiche Berichte die skandalösen sozialen und ökologischen Missstände in der intensiven Früchte- und Gemüseproduktion in El Ejido, Almeria und Huelva in Südspanien. In vielen europäischen Gebieten wie Südfrankreich, Griechenland oder vor kurzem Rosarno in Italien werden ähnliche Zustände geschildert. Trotz aller öffentlichen Aufmerksamkeit, verschiedener Informationskampagnen und Aufrufen gegenüber den zuständigen Behörden hat sich die Situation kaum geändert. Im Gegenteil, die Wirtschaftskrise hat diese Regionen mit Wucht getroffen und die Lebens- und Arbeitsbedingungen der LandarbeiterInnen haben sich verschlechtert. Auch die Grossverteiler haben ihr Einkaufsverhalten nicht geändert und versorgen sich weiterhin mit Früchten und Gemüse zu Billigstpreisen. Somit fördern sie den unlauteren Wettbewerb gegenüber denjenigen, die sich an soziale und ökologische Standards halten.
Als Mitglied des Parlaments können Sie Ihre Stimme gegen die Vermarktung von Nahrungsmitteln erheben, welche unter unhaltbaren Bedingungen produziert wurden. Die Parlamente mehrerer Kantone haben es getan und haben mit fünf Standesinitiativen (JU, GE, VD, NE, FR), einer Motion (BE) und einem Postulat (VS) die Forderungen eines Grossteils der Schweizer Bevölkerung übermittelt. Diese Initiativen laden die Bundesbehörden ein:
- sich in den Verhandlungen mit der WTO und der EU einzusetzen für gerechte Arbeitsbedingungen und nachhaltige Produktionsverfahren bei allen Produkten, die in die Schweiz eingeführt werden;
- für alle Lebensmittel, die in die Schweiz eingeführt werden, eine Deklarationspflicht hinsichtlich der sozialen Bedingungen und der Nachhaltigkeit der Produktion zu verlangen;
- die Einfuhr von Nahrungsmitteln zu verbieten, die unter sozialen Bedingungen produziert werden, die zum Standard in unserem Land in frappantem Widerspruch stehen.
In einer der nächsten parlamentarischen Sessionen werden Sie über die Standesinitiativen beraten müssen. Mit diesem Brief bitten wir Sie inständig, die Standesinitiativen anzunehmen.
Ernährung betrifft uns alle. Und wenn wir uns um eine gute Qualität unserer Nahrungsmittel kümmern wollen, so müssen wir uns auch für würdige Lebens- und Arbeitsbedingungen derjenigen einsetzen, die sie erzeugen, ob es sich nun um LandarbeiterInnen, Bauern, Bäuerinnen oder ArbeiterInnen in der Verarbeitungsindustrie handelt.
Wir zählen auf Ihr Verständnis für unsere Sorge um eine nachhaltige Nahrungsmittelerzeugung und verbleiben mit freundlichen Grüssen
Raymond Gétaz, Kooperative Longo maï
Wendy Peter, Bioforum Schweiz
Philippe Sauvin, L’autre syndicat
Anne Gueye Girardet, Uniterre
Noé Graff, Präsident Plattform
Mitglieder der Plattform für eine sozial nachhaltige Landwirtschaft *: Uniterre, Bio Suisse, Bioforum Schweiz, Kooperative Longo maï, CEDRI, UNIA, SIT, l’autre syndicat, Jardins de Cocagne, Associazione consumatrici della svizzera italiana, VKMB, Europäisches BürgerInnen Forum.
* 14, rue Mauverney - 1196 Gland -