Kurt Köpruner, österreichischer Manager einer Regensburger Maschinenbauagentur, reiste aus beruflichen Gründen in den Jahren 1990 bis 2000 viele Male in das zerfallende Jugoslawien. Was er dort selber erlebt und in vielfältigen geschäftlichen und privaten Kontakten erfahren hat, entspricht ganz und gar nicht den hiesigen "amtlichen" Darstellungen von der Krise am Balkan."Soweit es meine Zeit zuließ", schreibt Kurt Köpruner, "war ich im Laufe der zehn Jahre, über die ich hier schreibe, fortwährend bestrebt, Antworten auf Fragen über die Ursachen und Anlässe der Kriege zu suchen. Dadurch stieg zwar meine Sicherheit in der Beurteilung der komplexen Geschehnisse, nicht jedoch mein Vertrauen in die Berichterstattung unserer Medien und in die Entscheidungen unserer Politiker – ganz im Gegenteil". Seine Erlebnisse stellt er im Zusammenhang mit den historischen und aktuellen Hintergründen dar und lässt somit dem Leser Raum, selbst zu urteilen. Das Buch ist geschrieben mit großem erzählerischen Talent, so dass man es kaum beiseite legen kann.
Jetzt, wo nach dem Verschwinden der sogenannten "Ostblockstaaten" auch das blockfreie Jugoslawien von der Landkarte getilgt ist, stellen sich einige gelernte Demokraten wieder Fragen nach den Ursachen gesellschaftlicher Entwicklungen. Andere haben sich, angesichts der No-Future-Stimmung, zu totalem Opportunismus den Mächtigen gegenüber entschieden.
Wo nun das eine "Böse", der Kommunismus, erledigt scheint, ist ein zweites "Böses", der Terrorismus, gerade rechtzeitig genug aufgetaucht. So haben Armeen und Militärbündnisse Zukunft, den Rüstungskonzerne kommen große Teile des Steueraufkommens aller Staaten zu gute. Gerade angesichts dieser aktuellen Entwicklung ist ein Buch wie das von Kurt Köpruner wichtig, um das eigenen Denkvermögen herauszufordern und vielleicht sogar Handeln zu provozieren.
Herma Ebinger, EBF
Kurt Köpruner. Reisen in das Land der Kriege. ESPRESSO Verlag GmbH, Berlin, 2001
Im Rahmen der Veranstaltungen "Kultur im Kuhstall" im Hof Ulenkrug (D-17159 Stubbendorf) liest Kurt Köpruner am 25. Mai 2002, um 20.00 Uhr