Auf dem Montgenèvre-Pass in den französischen Alpen wurden am 19. November 2020 zwei junge Bergretter bei einer Hilfsexpedition für geflüchtete Menschen verhaftet. Die Grenzpolizei hatte die freiwilligen Helfer angehalten als sie gerade dabei waren, einer Familie aus Afghanistan, bestehend aus einer hochschwangeren Frau, ihrem Mann und zwei Kindern, zur Seite zu stehen. Die Geflüchteten wurden sofort abgeschoben, die zwei jungen Franzosen 24 Stunden lang eingesperrt und wegen „Beihilfe zum illegalen Grenzübertritt und illegalem Aufenthalt von Ausländern“ angeklagt. Dies ist gängige Praxis, um die Helfer_innen einzuschüchtern und zu kriminalisieren.
Der Prozess findet am kommenden 22. April vor dem Bezirksgericht in Gap, der Hauptstadt des Departements Hautes Alpes, statt. Hier waren vor zwei Jahren die „7 von Briançon“, darunter zwei Schweizer, wegen des gleichen Vorwurfs zu bedingten bzw. unbedingten Gefängnisstrafen verurteilt worden.(1) Der Prozess ist in zweiter Instanz vor dem Appellationsgericht in Grenoble auf den 27. Mai 2021 anberaumt. Wenn es die Corona-Situation zulässt, möchten wir gerne eine internationale Präsenz für beide Verhandlun-gen organisieren.*
Die freiwilligen Bergretter_innen, die sich in Frankreich Maraudeurs nennen, arbeiten mit ver-schiedenen humanitären Organisationen wie „tousmigrants“ oder „Médecins du Monde“ zusammen, werden aber trotzdem ständig von den Grenzpolizisten drangsaliert. Denn diese haben den staatlichen Befehl, die flüchtenden Menschen, die aus Italien das Gebirge überqueren, er-barmungslos dorthin zurückzuschicken – und die Rettenden sind ihnen dabei im Weg.(2) Doch die Maraudeurs geben nicht auf und wollen ihre Aktivitäten der Berghilfe für die Geflüchteten ausweiten. Diese Initiative verdient unsere Unterstützung und Solidarität.*
Michael Rössler, EBF
*Wenn Sie bei der internationalen Präsenz bei den Prozessen in Gap und Grenoble dabei sein möchten oder auch finanziell einen Beitrag leisten können, melden Sie sich bitte unter: ch[at]forumcivique.org
(1) Archipel Dezember 2018 und Januar 2019 (2) Flucht durch den Schnee, Archipel Januar 2021