Seit einigen Jahren unterstützt das Europäische Bürger:innen Forum finanziell und personell ein Team in Marokkos Hauptstadt Rabat, das migrantische Frauen und ihre Kinder aus Subsahara-Afrika in Zufluchtsstätten aufnimmt und begleitet.
Nach einigen administrativen und zwischenmenschlichen Schwierigkeiten beschloss ein Teil des Teams von ARCOM (der Verein, der diese Heime gegründet hat), einen neuen Verein zu gründen, um sich von der alten Struktur unabhängig zu machen. Dieser neue Verein heisst «Assistance aux Migrant·es pour l'Intégration» (AMI).[1] Das Team von AMI betreibt heute drei Wohnheime, von denen zwei vom Europäischen Bürger:innen Forum finanziert werden, in Zusammenarbeit mit dem Verein «Maroc Solidarité Médico Sociale», abgekürzt MS2.
MS2 wurde 2016 in der Stadt Oujda gegründet, welche die am häufigsten benützte Drehscheibe für die geflüchteten Menschen in Marokko darstellt. Hier kommen sie aus allen Teilen Afrikas und manchmal sogar aus Asien, um sich der Mittelmeerküste zu nähern – meistens in der Absicht, nach Europa zu gelangen. MS2 verfolgt das Ziel, «allen gefährdeten Personen oder Bevölkerungsgruppen Hilfe und Unterstützung (medizinisch, sozial, wirtschaftlich) zukommen zu lassen». Aufgrund der umfangreichen Erfahrung und der Qualität seiner Arbeit hat dieser Verein inzwischen die Mittel erhalten, um zwei Zentren zu eröffnen, eines in Rabat und ein weiteres in Marrakesch. So hat der neu gegründete Verein AMI die Möglichkeit erhalten, in den Räumlichkeiten von MS2 aufgenommen zu werden und von dessen täglicher Beratung zu profitieren. Diese Tatsache erhöht die Qualität des Fachwissens in Bezug auf die Begleitung der schutzsuchenden Frauen substanziell.
Seit über einem Jahr haben sich die Beziehungen zwischen Europa und Marokko via Spanien verstärkt. Marokko führt unermüdlich repressive Massnahmen durch, um die Migrant·innen von der Weiterreise nach Europa abzuhalten. Dies zeigt sich in den Strassen von Rabat, wo sich immer weniger Menschen aus Subsahara-Afrika aufhalten und die kleinen Geschäfte, die ihr Überleben gesichert hatten, fast vollständig verschwunden sind. Die Menschen verstecken sich in der Erwartung, eine Überfahrt oder eine Legalisierung zu finden, was aber Jahre dauern kann. Infolgedessen haben die Vereine und Organisationen, die sie unterstützen, immer mehr Anfragen, aber auch immer mehr Schwierigkeiten, eine Finanzierung zu finden. Für die Geflüchteten, die sich in Marokko niederlassen möchten, wird die Möglichkeit eines Aufenthaltsrechts immer komplizierter oder sogar unerreichbar, sodass sie in der Illegalität landen. Die Folgen sind bekannt.
Wie immer sind es Frauen und Kinder, die am meisten unter dieser Situation leiden. Sie sind äusserst verletzlich, weil es keine staatlichen Zufluchtsorte gibt, wo sie sich in Sicherheit bringen könnten. Das Team von AMI setzt daher alles daran, so viele Frauen und Kinder wie möglich aufzunehmen, zu beraten und zu betreuen, wobei die Zahl der verfügbaren Plätze leider begrenzt ist. Das ganze Jahr über bemühen sich Freiwillige und Mitarbeiterinnen von AMI darum, Finanzmittel für die Heime zu beschaffen, weil es materiell nicht einfach ist, diese offen zu halten. Die Nachfrage übersteigt immer noch die verfügbaren Plätze und wenn wir könnten, würden wir gerne eine vierte Zufluchtsstätte eröffnen. Die Herausforderung besteht darin, einerseits die langfristige Finanzierung zu sichern und andererseits Neues angehen zu können. Die Zeiten werden immer härter, und dieses Projekt ist notwendiger denn je.
Marie
- Unterstützung von Migrant·innen für die Integration