INTERSEKTIONALITÄT / BUCHTIPP: Wo wir sprechen – Schwarze Diskursräume

von Djamila Ribeiro, 10.12.2022, Veröffentlicht in Archipel 320

In ihrem neuen Buch zeigt Djamila Ribeiro, eine der bedeutendsten Stimmen des modernen afrolateinamerikanischen Feminismus, neue Perspektiven für die Intersektionalität von Rassismus, Klassismus und Sexismus auf.

Aus der Perspektive des Schwarzen Feminismus behandelt sie Problematiken und kritisiert Dynamiken, die mit westlich-wissenschaftlich orientierten und dominierten Formen von Wissen und Wissenschaft einhergehen. Ribeiro hebt die Bedeutung von Wissensformen und -beständen hervor, die in innovativer Weise in Schwarzen/afrodiasporischen/afrolateinamerikanischen soziopolitischen Widerstandsbewegungen entstehen und von mehrfach Marginalisierten ausgehen und weitergetragen werden.

«Wo wir sprechen» von Djamila Ribeiro. Mit einem Vorwort von Grada Kilomba. Erschienen im September 2022. Herausgegeben von Inajá Correia Wittkowski, Jamila Adamou und Ana Graça Correia Wittkowski. Übersetzt aus dem brasilianischen Portugiesisch von Inajá Correia Wittkowski. Kontaktmöglichkeit für Veranstaltungsanfragen etc.: wowirsprechen@edition-assemblage.de

Leseprobe: Es existieren zahlreiche Arten von politischen, kulturellen und intellektuellen Organisationen. Das Problem ist, dass die gesellschaftlichen Bedingungen die Sichtbarkeit und die Legitimität dieser Beiträge beeinträchtigen. Eine einfache Frage hilft uns, darüber nachzudenken: Wie viele Schwarze Autor·innen haben Sie, werte·r Leser·in, falls Sie eine akademische Laufbahn eingeschlagen haben, im Studium gelesen? Wie viele Schwarze Dozent·inn·en hatten Sie? Wie viele Schwarze Journalist·inn·en gibt es in den Redaktionen, selbst bei den sogenannten alternativen Medien?

Diese aus der sozialen Stellung resultierenden geteilten Erfahrungen verhindern, dass die Schwarze Bevölkerung Zugang zu bestimmten Räumen hat. In diesem Zusammenhang können wir feststellen, dass es möglich ist, ausgehend vom feminist standpoint von Schwarzen Diskursräumen zu sprechen: Der verwehrte Zugang zu bestimmten Räumen geht mit dem Fehlen von Beiträgen und Epistemologien dieser Gruppen in den jeweiligen Räumen einher; die Abwesenheit an Universitäten, in Kommunikationsmedien, in politischen Institutionen beispielsweise verhindert, dass die Stimmen der Individuen dieser Gruppen erfasst und gehört werden, auch die derer, die Zugang zum Internet haben. Diskurs beschränkt sich nicht auf den Akt des Sprechens von Wörtern, sondern ist die Möglichkeit zu existieren.

Auszug aus "Wo wir sprechen" von Djamila Ribeiro

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