Die Besetzung der Finca Somonte2 geht weiter
Die Besetzung dieser Finca von 400 Hektar bei Palma del Rio in der Provinz von Cordoba3 dauert nun schon fast sechs Monate. Nach der kurzlebigen Vertreibung vom Hof am 26. April und der Rückkehr der Landarbeiter in derselben Nacht, verzichtete die andalusische Regierung im Augenblick auf weitere Massnahmen. Zu verdanken ist dies einer starken Solidarität auf lokaler, nationaler und internationaler Ebene und auch den Hunderten von Unterstützungsbriefen von Freunden des EBF. Viele informieren sich auch an Ort und Stelle. Die Arbeiten schreiten voran - ein grosser Gemüsegarten, einige Hektare Paprika...Das Gemüse dient sowohl der Selbstversorgung als auch dem Verkauf, vor allem auf lokalen Märkten der Umgebung. Jeden Sonntag veranstalten die Bewohner von Somonte den „grünen Sonntag der Ausbildung“, mit Diskussionen und Ausbildungskursen.
Die Besetzung der Militärfinca „Las Turquillas“
Am 24. Juli 2012 besetzten ungefähr 1000 Mitglieder der SAT die 1200 Hektar umfassende Domäne, die im Besitz des Verteidigungsministeriums ist. Das meiste Land kann nicht bewässert werden und liegt in Brache. Die Armee benutzt nur 20 Hektar für die Kavallerie. Die Landarbeiter bauten kleine Hütten und Unterschlupfe. Sie bearbeiteten einen kleinen Teil des Bodens. Das Ziel war, wie in Somonte, eine Alternative zur „comarca“ der Provinz von Sevilla aufzuzeigen, die eine Arbeitslosigkeit von 40% aufweist. Nach 17 Tagen, am 10 August wurden die LandarbeiterInnen von der Guardia Civil vertrieben. Die SAT kündigte ihre Absicht an, wieder zurückzukehren. Die Kräfteverhältnisse sind jedoch weitaus schwieriger als in der andalusischen Provinz.Das Gegenüber ist hier die Armee und die spanische Regierung.
Aktionen in den Supermärkten
Die „Überfälle“ auf zwei Supermärkte in Ecija und Arcos stiessen in ganz Spanien auf ein breites Echo. Dutzende von Gewerkschaftern füllten Einkaufswagen bezah mit Nahrungsmitteln, bezahlten nicht und verteilten diese an populäre Volkskantinen. Sie wollten damit gegen die sozialen Ungleichheiten protestieren und gegen die „beschämende Tatsache, dass es von neuem Andalusier gibt, die unter Hunger leiden“. Sie prangerten auch die schlechten Arbeitsbedingungen der Angestellten und die riesigen Gewinnmargen der Grossverteiler an. Gemäss der SAT kann der Unterschied zwischen dem, was der Bauer erhält und dem Verkaufspreis bis zu 704% ausmachen. Diese Aktionen führten zu mehreren Verhaftungen und einer Welle von Verurteilungen dieser Aktionen durch die politische Kaste, vor allem auch durch die Regierungspartei. Gleichzeitig bekundeten aber auch zahlreiche SpanierInnen, die selbst betroffen sind von der aktuellen Krise, ihre Unterstützung.
Arbeitermärsche „Andalusien zu Fuss“
Die SAT organisierte mehrere „marchas obreras“. In jeder Provinz marschierten Leute aus verschiedenen Dörfern in ihre jeweilige Provinzhauptstadt. Der erste Marsch begann am 16. August in Jódar in der Provinz von Jaen mit über 700 Menschen. Die Gewerkschaft will mit diesen Aktionen gegen die Regierungspolitik (die Unterstützung der Banken, die Reform des Arbeitrechts, die Haus-haltskürzungen...)protestieren. Ausserdem will sie ihren Forderungen nach einem Grundeinkommen für die 350‘000 Familien in Andalusien, die über kein Einkommen verfügen und eine Annullierung der Schulden Ausdruck verleihen. Desweiteren fordert sie einen Sonderplan zur Schaffung von Arbeitsplätzen im ländlichen Raum und vor allem auch, dass Landwirtschaftsboden Landarbeitern und Arbeitslosen zur Verügung gestellt wird. Sie gab bekannt, dass sie weitere Besetzungen von Supermärkten, aber auch von Banken plant, falls diese weiterhin Bürger aus ihren Wohnungen vertreiben.
Ein Erfolg für die ArbeiterInnen von Bio Sol
Die SOC-SAT führt auch ihren schwierigen Kampf gegen die Arbeitsbedingungen in den Treibhäusern in der Provinz von Almeria fort. Am 26. Juli konnte sie einen wichtigen Sieg einer Gruppe marokkanischer ArbeiterInnen in der „Bio“ Verpackungsfirma Bio Sol Portocarrero in Nijar4 feiern. Nach fünf Monate dauernden Konflikten und Verhandlungen wurden ihre Bedingungen erfüllt (Bezahlung der Überstunden, das Recht auf vier Wochen bezahlten Urlaub, demokratischere Betriebsstrukturen). Die Unterstützung von Gewerkschaften und Konsumentenorganisationen aus der Schweiz, Deutschland und Österreich war entscheidend. Ein anderer zentraler Faktor war der (eher seltene) Wille der Supermarktketten, den Lieferanten wegen unakzeptablen Arbeitsbedingungen unter Druck zu setzen. Normalerweise tun sie dies bloss, um den Einkaufspreis zu senken. Während des Konfliktes beschlossen die ArbeiterInnen eine Gewerkschaftssektion von SOC-SAT in Bio Sol zu gründen. Eine Premiere in der Region von Almeria. Andere könnten den gleichen Weg gehen in ihrem Kampf gegen miserable Arbeitsbedingungen, gegen die Politik von Unternehmen, die unter dem Vorwand der Krise ihre Angestellten vor die Türe setzten und durch anderen ersetzen, obwohl das Volumen der Produktion nach wie vor zunimmt.
Andalusische Arbeitergewerkschaft, 2007 von der SOC, der Gewerkschaft der Landarbeiter, gegründet. <www. sindicatoandaluz.org>.
Siehe Archipel Nr. 205, Juni 2012 : „Land gegen Krise“.
- Siehe Archipel Nr. 203, April 2011: „Aguante Somante ! Land und Freiheit „ und die Nr.205, Juni 2012 „Land gegen Krise“.
- Siehe Archipel Nr. 194, Juni 2011: „Ökologische Landwirtschaft“ und Nr.195,Juli/August 2011: „Die Landwirtschaftsarbeiter revoltieren“ und Nr. 201,März 2012: „ Aktuelles aus dem Plastikmeer.“