Schon seit längerem gibt es spannende, gut recherchierte politische Krimis von Wolfgang Schorlau. Sein Privatdetektiv Dengler war Ermittler des Bundeskriminalamtes, bis ihn Ungereimtheiten in diesem Amt dazu bewogen, es zu verlassen. Große, darunter unaufgeklärte Fälle beschäftigen den Detektiv Dengler – der Mord an Rohwedder, Chef der Treuhandanstalt; der Anschlag zum Münchner Oktoberfest 1980; der globale Machtkampf um das Wasser. Aber auch, was mit neuartigen Waffen (ADS-Strahlenwaffen/Mikrowellen, erforscht seit den 80er Jahren, einsatzfähig seit 2006) geschieht, wenn ein traumatisierter Bundeswehrsoldat aus Afghanistan mit einer solchen zurückkommt. In Gefahr gerät Dengler, wenn er der Pharmaindustrie in den Weg kommt und gleichzeitig gegen das Projekt «Stuttgart 21» demonstriert.
In seinem siebten Fall (Buchtitel: Am zwölften Tag) ist auch sein Sohn Jakob verwickelt. Jakob und seine Freunde legen sich mit der Fleischindustrie an und können im letzten Moment vor dem Tod gerettet werden - bei einem Brand, den eine Rockerbande auftrags-gemäß im riesigen Putenstall eines Mästers gelegt hat.
Der Autor, Wolfgang Schorlau, schreibt in seinem Nachwort: «Die Fleischindustrie hat sich ihren miserablen Ruf hart erarbeitet. Die Wirklichkeit ist jedoch viel schrecklicher als die übelsten Phantasien. Nach der Recherche zu diesem Buch kann ich begründet sagen: Eigentümer und Manager der Fleischindustrie sind in jeder Hinsicht unterste Schublade. Ausnahmen habe ich nicht gefunden. Die Tiere, die für diese Industrie ihr Leben lassen, werden vom ersten bis zu ihrem letzten Tag systematisch misshandelt und gequält. (…) Die Fleischindustrie hat es außerdem geschafft, nahezu unbemerkt von der Öffentlichkeit in Deutschland eine Billiglohnhölle für Arbeitsmigranten aus Rumänien und Bulgarien zu schaffen, in der sie die extreme Überausbeutung dieser Menschen organisiert. (…) Schließlich etabliert die Fleischindustrie mafiöse Strukturen und fördert die organisierte Kriminalität in Deutschland, denn es sind häufig dieselben Schlepperringe, die Frauenhandel mit Osteuropa betreiben, die nun ihr Portfolio um den Handel mit Arbeitskräften erweitert haben.»
Osterhannes, im Buch die Figur des Fleischfabrikanten, erklärt, dass all das, was in der Massentierhaltung und -schlachtung geschieht, gesetzlich geregelt ist. Und er verrät auch, wie die Fleischindustrie zu einer gewinnträchtigen Branche geworden ist.
Nach all den Skandalen der letzten Jahre ist es erstaunlich, dass gegen diese kriminellen Vereinigungen nichts unternommen wird. Und man wundert sich, wenn man eigene Tiere auf dem Hof schlachtet, wie die Großen all den unzähligen Kontrollen entgehen, die zu einer Schlachtung gehören.
Die Bücher Schorlaus klären mehr über den Zustand dieser Gesellschaft auf als jede Zeitung oder Studie.
Wolfgang Schorlau; Am zwölften Tag; Denglers siebter Fall; Kiepenheuer & Witsch, 2013