Am 30.November 2014 findet in der Schweiz eine Volksabstimmung über die Ecopop-Initiative statt.* Rechtzeitig dazu wurde ein Buch publiziert, das die Vermischung von Ökologie und Bevölkerungspolitik kritisch beleuchtet.
Die Autoren dieses Buches, mit dem Titel Die unheimlichen Ökologen, Balhasar Glättli und Pierre-Alain Niklaus hinterfragen die simple, verführerische Formel «Wachsende Anzahl von Menschen = wachsende Umweltbelastung» historisch und aktuell. So sah bereits im 18. Jahrhundert Thomas R. Malthus die Menschheit am Abgrund stehen – durch die unkontrollierte Vermehrung der Armen. Wie heute, wurden dabei die Privilegien der Reichen nicht in Frage gestellt.
Eugeniker und Einwanderungskritiker in den USA und Europa malten am Anfang des 20. Jahrhunderts die vermeintliche Degenerierung ihrer Gesellschaften als sogenannten «Race Suicide» an die Wand. Die eugenische Idee wurde von den deutschen Nazis durch die Tötung «unwerten Lebens» in die Tat umgesetzt. In den 1970er-Jahren verbreitete der Biologe Paul Ehrlich mit seinem Buch Die Bevölkerungsbombe Panik …
Das Buch von Glättli und Niklaus zeigt auf, in welche menschenfeindlichen Denktraditionen sich die «unheimlichen Ökologen» einreihen. Die Autoren stellen ihnen ein Verständnis von Ökologie entgegen, das die Menschen und ihre Grundrechte ins Zentrum stellt. Sie fragen nach der Verteilungsgerechtigkeit und formulieren eine Kritik an der Ausbeutung von Natur und Mensch. Wer dieses Buch liest, hat das Gefühl, sachlich und umfassend informiert zu werden. Es ist auch ein guter Impfstoff gegen allzu populistische und gefährliche Rezepte zur angeblichen Rettung der Welt.
Balthasar Glättli und Pierre-Alain Niklaus: Die unheimlichen Ökologen. Sind zu viele Menschen das Problem? Mit Gastbeiträgen von Marcel Hänggi, Annemarie Sancar, Leena Schmitter, Shalini Randeria, Peter Schneider und Geert van Dok. 176 Seiten, Rotpunktverlag, Zürich, 2014, CHF 25.-
*siehe auch Archipel Nr.229