Liebe Redaktion, Als langjähriges Mitglied und Spenderin des EBF (…) erlaube ich mir, eurem Artikel „Kann die Polizei abgeschafft werden?“(1) heftig zu widersprechen. Der Beitrag zeugt von der Affinität zu einer Denkweise, die ich sehr gefährlich finde. Der zum Ausdruck kommende Anarchismus ist praktisch identisch mit dem extremen libertären Ansatz und läuft einen antistaatlichen Affekt hinaus, der nicht nur weltfremd, sondern auch reaktionär ist. Ich bin immer der Meinung gewesen, dass die Herausbildung des demokratischen Rechtsstaats mit dem notwendigen Monopol der legitimen Gewaltanwendung einer der ganz grossen Fortschritte der Menschheit gewesen ist. Er ist heute allenthalben von rechtspopulistischen Regierungen bedroht. Da hat uns der „kriminalsoziologische Abolutionismus“ gerade noch gefehlt, dessen Alternativen so verblasen sind wie die „kollektive Bewältigung transformativer Gerechtigkeit“
Antoinette Mächtlinger, Bern
Antwort von Archipel: Liebe Frau Mächtlinger, (..) Mit ihrem Leserbrief kommt vielleicht ein interessanter Gedankenaustausch mit unseren Leser_inne_n in Gang. Der Artikel war als Denkanstoss gedacht, nachdem die Debatte in den USA inzwischen weit über anarchistische Kreise hinausgeht. Mit der Veröffentlichung des Artikels wurde im Übrigen nicht die Meinung der Redaktion zu dieser Frage ausgedrückt, weil diese weder einheitlich noch wirklich ausgereift ist. Die Redaktion
- Archipel Nr. 296, Anm. d. Red.