Hier folgt der Aufruf zu einer europäischen feministischen Aktion in Nizza. Im September 2019 fand in Genf das feministische Treffen «Women, Migration, Shelters» statt, organisiert von den Frauen des Weltfrauenmarsches in der Schweiz. Abschliessend wurde die Idee geboren, eine Protestaktion gegen die europäische Migrationspolitik an der Grenze zwischen Italien und Frankreich zu organisieren.
Seit 2015 wurde die europäische Politik der Grenzschliessung verstärkt und die Migration immer mehr kriminalisiert. Der Schengen-Raum verstärkt weiterhin ein repressives Arsenal gegen ins Exil gezwungene Menschen. Die Schliessung der Grenzen dient nur der Entwicklung der Wirtschaftsmafia, in der alle Formen der Gewalt gegen Exilant_inn_en organisiert sind. Diese Politik der Kriminalisierung von Mobilität hat besondere Auswirkungen auf Frauen, die 54 Prozent der Migrierten in Europa ausmachen, sowie auf Lesben und Transgender.
Während ihres Migrationsweges wird jede Person, die sich nicht der patriarchalen Ordnung anpasst, zur Zielscheibe von geschlechtsspezifischer Gewalt. Es ist höchste Zeit, unsere Kräfte einzusetzen, um sichtbar zu machen, was nicht zu sehen ist.
Wir, Feministinnen aus ganz Europa, aus allen sozialen Verhältnissen und allen Altersgruppen, unabhängig von unserer Herkunft, unseren Entscheidungen, unseren Lebenswelten... wir erheben unsere Stimmen, um zu sagen: «Nein! Ihr vertretet uns nicht... Diese Politik kann nicht in unserem Namen durchgeführt werden! Wir wollen Eure Mauern um uns herum nicht mehr! Nein! Nicht in unserem Namen!» Denn, wie die feministische Schriftstellerin Virginia Woolf sagte: «Als Frau habe ich kein Land. Als Frau wünsche ich mir kein Land. Mein Land ist die ganze Welt». Denn politische Grenzen sind eine virile und militaristische Konstruktion, geboren aus Kriegen, Gewalt und Tod. Um mit dieser militaristischen und patriarchalen Geschichte zu brechen, organisieren wir am 5. Juni 2021 eine grosse transnationale feministische Aktion in Nizza, einer strategischen Stadt für die Verwaltung der Grenze von Ventimiglia-Menton. An diesem symbolischen Ort werden wir, Feministinnen aus allen europäischen Ländern, gemeinsam demonstrieren, denn Migrationspolitik wird auf europäischer Ebene gemacht: Auf dieser Ebene müssen wir auch reagieren.
Kulturelle Veranstaltungen werden unsere Demonstration begleiten, organisiert und vertreten von Feministinnen, Frauen, Lesben, Trans-Menschen. Jeder ist willkommen, mitzumachen, mitzuwirken, bei der Logistik zu helfen und uns in diesem emanzipatorischen Prozess zu unterstützen.
Zum Abschluss des europäischen feministischen Treffens «Women, Migration, Shelters», vom 27. bis 29. September 2019 in Genf, auf Initiative des Weltfrauenmarsches/Schweiz, kamen nicht weniger als 263 Aktivistinnen zusammen, um ein europäisches feministisches Netzwerk des Widerstands zu konkretisieren. Dieses Netzwerk dehnte sich aus und bestärkte unsere Entschlossenheit.
Wir laden Sie ein, sich uns anzuschliessen und unsere schöne Aktion zu bereichern. Mit Ihrer Anwesenheit, Ihrem Wort, Ihrer Kreativität... Unsere unterschiedlichen Positionen, Einflussquellen und feministischen Sensibilitäten sollten kein Hindernis für unsere Konvergenzen rund um diese kollektive Aktion sein, die in grösster Transparenz durchgeführt werden wird.
Möchten Sie Teil der Organisation werden? Können Sie offiziellen Support leisten? Finanzielle Unterstützung? Könnten Sie lokale Kollektive bilden, die diese Aktion mitorganisieren und Ihr Kommen vorbereiten, Aktivitäten aller Art vorschlagen, um die Welt darzustellen, wie wir sie träumen, erschaffen, denken, singen oder tanzen?
Wir sind gespannt auf Ihre Antworten, die Sie bitte an toutesauxfrontieresfr@gmail.com senden.
Das Meer unserer Träume ist riesig. Es kennt keine Grenzen! Die PACA-LIGURIA Versammlung «Alle an die Grenzen»