Der 14. Juni 2019 mit seinem historischen, schweizweiten feministischen Streik ist allen in Erinnerung geblieben. Dieser Tag hat die Herzen bewegt, Mut gemacht und die Buntheit, Kreativität und Kraft der feministischen Bewegung gezeigt. Es war für uns klar, dass wir auch in den folgenden Jahren erneut auf die Strasse gehen würden, da sich noch lange nicht genug bezüglich Gleichstellung und allen anderen feministischen Forderungen bewegt hatte.
So versammelten sich am 14. Juni 2020 rund 30 Personen mitten auf der kantonalen Hauptstrasse in Undervelier, einem Dorf im Kanton Jura, um zusammen während zwei Stunden an einem reich gedeckten Tisch gemeinsam zu brunchen. Es war eine festliche, ausgelassene Stimmung unter den Transparenten, auf denen zu lesen war: „notre corps, notre vie, notre rue“ („Unser Körper, unser Leben, unsere Strasse“). Für den Durchgangsverkehr war eine Umleitung ausgeschildert worden. Unsere Aktion dauerte nicht lange, bis wir von einem Streifenwagen besucht wurden. Statt mit uns gemütlich einen Kaffee zu trinken, forderten uns die Polizist_inn_en auf, die Strasse binnen 15 Minuten zu räumen. Bei Kooperation, so versprachen sie, gäbe es kein juristisches Nachspiel.
Obwohl die Strasse innerhalb der geforderten Frist wieder frei war, erhielten zwei Personen rund acht Monate später je einen Strafbefehl mit einer Busse und Verfahrenskosten von 450 Schweizerfranken. Die Begründung des Strafbefehls mangelt nicht an Kreativität. Beide Personen wurden verurteilt, weil sie eine Umleitung signalisiert hätten, die keine offizielle war (Verletzung von Art. 6 Abs. 1 Strassenverkehrsgesetz). Das harte Vorgehen der jurassischen Behörden scheint kein Einzelfall zu sein: Im Kanton Wallis wurden Frauen des „Collecif femmes valais“ bestraft, weil sie in Monthey am 25. November 2020 Kerzen im Gedenken an die Opfer von Gewalt gegen Frauen vor dem Stadthaus angezündet hatten. Auch die feministische Demonstration in Basel vom 14. Juni 2020 wurde eingekesselt und 280 Frauen erhielten in der Folge Bussen. Und dieses Jahr wurden sechs junge Mädchen direkt nach der Frauendemo in Basel von 30 Polizist_inn_en in Kampfausrüstung umstellt, weil sie angeblich eine Sprayaktion durchgeführt hatten. Ein 14-jähriges Mädchen wurde von der Polizei in Handschellen abgeführt, weil sie eine (oder mehrere) Spraydose(n) in ihrer Tasche hatte! Hier können wir nur noch uns fragen: «Wer schützt Frauen und Kinder vor der Polizei?»
Wir wehren uns gegen diese unverhältnismässigen Repressionen – und werden uns weiter bunt, laut und frech für feministische Anliegen einsetzen!
Cora Dubach und Esther Gerber