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mars 2002
Download als PDF: AIM-Aktivitätenprogramm April 2001 - März 2002Die wichtigsten Entwicklungen seit Anfang 2000
Das Jahr 2000 brachte für AIM eine Reihe entscheidender Veränderungen auf drei verschiedenen Ebenen mit sich:
1. Der neue politische Kontext
Das wichtigste Ereignis im vergangenen Jahr war die politische Wende in Kroatien und Serbien, den beiden größten und einflussreichsten Ländern des Balkanraums, mit dem Ergebnis, dass Initiativen der Zivilgesellschaft, NGOs und unabhängige Medien jetzt nicht mehr als Verrat an der nationalen Sache angesehen werden.
Das wurde auch für AIM spürbar. Erstmals erfuhr das Netzwerk bei verschiedenen Anlässen offizielle Anerkennung von Regierungen vor Ort, welche die Arbeit von AIM als konstruktiven Beitrag zur Umsetzung des Balkan-Stabilitätspaktes betrachten. So nahm z. B. der kroatische Minister für europäische Zusammenarbeit an der Eröffnung des grenzübergreifenden Ausbildungsprogramms von AIM in Osijek im Oktober 2000 teil. In den 90er Jahren wäre so etwas undenkbar gewesen.
Auch in Bosnien-Herzegowina gibt es Anzeichen für Veränderungen: Anfang 2001 übernahmen sowohl in der kroatisch-muslimischen Föderation, als auch auf gesamtstaatlicher Ebene neue Parteienkoalitionen die Regierungsverantwortung und verdrängten zum ersten Mal seit Kriegsende die herrschenden ultranationalistischen Parteien von der Macht.
Insgesamt hat die allgemeine Entwicklung in der Region die Durchführung grenzübergreifender Aktivitäten wesentlich erleichtert. In diesem Zusammenhang ist vor allem die größere Bewegungsfreiheit zu nennen, obwohl gelegentlich noch Probleme auftreten.
Gleichzeitig bleibt die Lage aber in einzelnen Gebieten – insbesondere im Kosovo – weiterhin äußerst gespannt, so dass eine normale Arbeit für unabhängige JournalistInnen fast unmöglich ist.
Bei einer Gesamtansicht der politischen Entwicklung darf natürlich auch die Rolle der Internationalen Gemeinschaft nicht außer Acht gelassen werden: Mit der Umsetzung des Balkanstabilitätspaktes gab es im Jahr 2000 einen ersten Ansatz für eine konzertierte Vorgangsweise, womit wir beim nächsten Punkt der wesentlichen Veränderungen für das Netzwerk angelangt wären.
2. Unterstützung für AIM im Rahmen des Balkan-Stabilitätspaktes
Im Jahr 2000 erhielt AIM zum ersten Mal seit seiner Gründung keine Förderungen seitens der Europäischen Union, die in den vorangegangenen sieben Jahren bis zu 50% des Budgets ausgemacht hatten. Diese Einbußen wurden jedoch mit Hilfe von fünf großen Geldgebern wettgemacht.
Im Rahmen des Balkan-Stabilitätspakt leisteten drei Staaten maßgebliche finanzielle Beiträge. Die größte Subvention wurde vom deutschen Außenministerium gewährt, Deutschland hatte das Netzwerk das letzte Mal 1995 unterstützt. Dazu kamen Zuschüsse aus der Schweiz – auch die Schweizer Regierung hat AIM schon in der Vergangenheit gefördert – und Irland, einem der treuesten Sponsoren des Netzwerk in den letzten Jahren. Außerdem wurde die Finanzierung der Ausbildungsprogramme im Jahr 2000 großteils wieder von der Menschenrechtsdirektion des Europarates und dem Schwedischen Helsinki Komitee bestritten.
3. Eine neue grenzübergreifende Dynamik
Wie im AIM-Aktivitätenprogramm 2000 beschrieben, setzte sich das Netzwerk im letzten Jahr als vorrangige Aufgabe, grenzübergreifenden Austausch und regionale Zusammenarbeit zu fördern. Die bisher unternommenen Schritte in diese Richtung waren durchaus erfolgreich und alle AIM-Verantwortlichen sind sich einig, dass diese Aktivitäten auch in den kommenden Jahre ein Arbeitsschwerpunkt des Netzwerks bleiben werden.
Vier Arten von grenzübergreifenden Aktivitäten wurden entwickelt:
·Grenzübergreifende Ausbildungsprogramme . Der erste Lehrgang fand in Osijek während sechs verlängerter Wochenenden von Oktober 2000 bis Ende März 2001 statt. Die rund 20 AbsolventInnen kamen zu je einem Drittel aus Kroatien (Ostslawonien, Baranja), Bosnien-Herzegowina (Regionen Tuzla in der kroatisch-muslimische Föderation sowie Brèko in der Republika Srpska) und Serbien (Vojvodina). Die Auswahl der TeilnehmerInnen erfolgte unter dem Gesichtspunkt, ein Gleichgewicht der beteiligten Gebiete zu erreichen und JournalistInnen möglichst vieler lokaler Medien einzubinden, mit der Perspektive, eine zukünftige Zusammenarbeit der Medien in der ganzen Region zu fördern. Der nächste Kurs wird in Tuzla (Bosnien-Herzegowina/Föderation) mit Medienschaffenden aus den gleichen Gebieten organisiert.
· Vernetzungsseminare für Auszubildende . An diesen Zusammenkünften treffen jeweils für die Dauer eines verlängerten Wochenendes ca. 20 TeilnehmerInnen der laufenden AIM-Schulungen in den verschiedenen Ländern zusammen. Auf dem Programm stehen Vorträge zu bestimmten journalistischen Fachgebieten. Eigentliches Ziel ist es jedoch, den jungen JournalistInnen die Gelegenheit zu geben, über die Staatsgrenzen hinweg Kontakte zu KollegInnen aufzubauen, die sie später im Berufsleben nutzen können. Bisher wurden drei solche Treffen in Ohrid (Mazedonien), Mostar (Bosnien-Herzegowina/Föderation) und Budvar (Montenegro) abgehalten.
· Grenzübergreifende Fortbildungsseminare . Jedes Seminar konzentriert sich auf ein Fachgebiet. Eingeladen werden bis zu 15 JournalistInnen aus allen AIM-Redaktionen, die sich auf diesem Gebiet spezialisieren wollen, oder es bereits sind, sowie die entsprechenden ExpertInnen für die Referate. Drei solcher Konferenzen wurden bisher organisiert: in Podgorica (Montenegro) zum Thema Wirtschaftsberichterstattung; in Ljubljana (Slowenien) zur Mediengesetzgebung sowie zur Umwandlung des Staatsrundfunks in öffentlich-rechtliche Anstalten; und in Budvar (Montenegro) zu Erziehung und nationalen Mythen.
· Grenzübergreifende Themendossiers . Im Anschluss an jedes Fachseminar wird ein umfassendes Dossier oder eine Sammlung von Hintergrundartikeln erstellt, wobei jedeR TeilnehmerIn das Thema aus dem Blickwinkel seiner Region oder seines Landes behandelt. Die Dossiers werden jeweils einem Printmedium pro Land exklusiv zur Veröffentlichung angeboten und nach einer zweiwöchigen Sperrfrist auf der Internetseite publiziert, um sie so einem breiteren Publikum zugänglich zu machen. Ab und zu produzieren die Redaktionen auch – unabhängig von Seminaren – gemeinsame Dossiers, z. B. über die Reaktionen in den einzelnen Balkanstaaten zum Einsatz abgereicherter Uraniummunition während des Kosovokrieges.
Anlässlich der letzten Redaktionskonferenz vom 9. bis zum 11. Februar 2001 in Bad Eisenkappel/Železna Kapla (Österreich) beschlossen die versammelten AIM-Verantwortlichen, auch in den kommenden 12 Monaten vorrangig die grenzübergreifenden Aktivitäten des Netzwerks auszubauen.
Zwei weitere Schwerpunkte des Aktivitätenprogramms 2000 konnten ebenfalls verwirklicht werden:
· Sprachliche Diversifizierung des AIM-Angebots .
Im vergangenen Jahr wurde ein neues Übersetzungsbüro in Skopje eingerichtet, das die Übertragung von Texten aus dem Mazedonischen und Albanischen sowie umgekehrt, in diese beiden Sprachen, in Angriff genommen hat. Dadurch konnte die Anzahl der verfügbaren Beiträge in mazedonischer und albanischer Sprache erheblich gesteigert werden. Das drückte sich auch in einer entsprechenden Erhöhung an Publikationen von Artikeln in mazedonischen und albanischen Medien aus. Auf der AIM-Homepage sind nun im Durchschnitt 32 Texte pro Monat auf Albanisch und 25 auf Mazedonisch abrufbar. Gleichzeitig hat auch der Redakteur in Ljubljana damit begonnen, eine bescheidene Auswahl von Artikeln ins Slowenische zu übersetzen, und der ständige Korrespondent in Athen bietet seinerseits einen kleinen griechischsprachigen Dienst an.
· Verbesserung des AIM-Internetservices . Die wesentliche Verbesserung betrifft das Layout der Homepage, welches überarbeitet wurde um die Seite insgesamt benutzerfreundlicher zu gestalten. Die Einbindung der beiden zusätzlichen Sprachdienste (albanisch und mazedonisch) konnte abgeschlossen werden und auch die weiter oben erwähnte Rubrik „Themendossiers" ist jetzt auf der Website abrufbar.
Geplante Arbeitsschwerpunkte
April 2001 – März 2002 Wie in den vergangenen Jahren wird die Prioritätensetzung im Aktivitätenprogramm des Netzwerks auch in den kommenden zwölf Monaten aus einer Mischung von Kontinuität und Innovation bestehen.Zwei Grundpfeiler: unabhängiger Journalismus und Ausbildung
Die beiden – schon seit der Gründung von AIM – zentralen Bestandteile der Arbeit des Netzwerks, werden auch in Zukunft weiterentwickelt:
· Eine fundierte Hintergrundberichterstattung, mit Artikeln aus dem gesamten Balkanraum, die sowohl den Medien vor Ort zur Verfügung gestellt werden, als auch auf der Internetseite in den verschiedenen Sprachen, Serbisch/Kroatisch/Bosnisch, Albanisch, Englisch, Mazedonisch und – zu einem kleinen Teil – Slowenisch, abrufbar sind. · Die Organisation von Schulungen in der ganzen Region.
Dabei kommen die bereits in der Anfangszeit des Netzwerks gemeinsam definierten Kriterien zur Anwendung:
· Jede Redaktion versucht einerseits erfahrene JournalistInnen aus den verschiedenen ethnischen Gruppen und andererseits junge KollegInnen, meist AbsolventInnen der AIM-Ausbildungsprogramme, einzubinden.
· Inhaltlich haben Themen Vorrang, die zur Demokratisierung und Stärkung der Zivilgesellschaft beitragen: Menschenrechte, Pressefreiheit, die Situation von Flüchtlingen und Vertriebenen, Umgang mit Minderheiten, das Bildungswesen, Umwandlungs- und Privatisierungsprozesse in der Wirtschaft..
· Große Aufmerksamkeit wird entlegenen Regionen – abseits der Hauptstädte – gewidmet. In diesen Gebieten ist es besonders wichtig, mit den ansässigen unabhängigen Medien zu kooperieren, an die JournalistInnen vor Ort Aufträge zu erteilen und Schulungen zu organisieren.
· In der Redaktionspolitik des Netzwerks wird stets darauf geachtet, dass die Artikel für eine Veröffentlichung im ganzen Balkanraum bestimmt sind. Das erfordert eine andere Art von Journalismus als jener für die lokale Presse: Die Beiträge müssen Hintergründe und Zusammenhänge so vermitteln, dass sie auch für eine breitere Öffentlichkeit verständlich sind und eine gegebene Problematik aus dem Blickwinkel aller beteiligten Seiten beleuchten.
· In ihrer Berichterstattung fühlen sich die AIM-MitarbeiterInnen einer non-konformistischen und kritischen Herangehensweise verpflichtet. Das ist gerade in einer Region wie dieser sehr wichtig, wo viele Medien dazu neigen, sich den jeweiligen Machthabern all zu leicht unterzuordnen. Diese Haltung bietet den JournalistInnen des Netzwerks weitgehenden Schutz vor Selbstzensur – einem Phänomen, das auf dem Balkan vor allem bei jenen Medien häufig auftritt, die ständigem Druck und Repressalien ausgesetzt sind.
· Die Funktionsweise von AIM beruht auf seiner dezentralen Struktur mit einem hohen Maß an Autonomie und Eigenverantwortlichkeit der einzelnen Redaktionen, die ihre Texte direkt auf der Website publizieren.
· Die TeilnehmerInnen der AIM-Schulungsprogramme erhalten bescheidene Stipendien, damit sie sich besser auf ihre Ausbildung konzentrieren können und auch junge Leuten aus sozial schwachen Familien nicht ausgeschlossen sind. Wie bereits erwähnt, richtet sich das Angebot hauptsächlich an JungjournalistInnen aus der Provinz, wo Ausbildungsplätze nur schwer zu finden sind.
· Sämtliche Lehrgänge werden in den ortsüblichen Sprachen abgehalten und mit AusbilderInnen und Fachleuten aus der Region durchgeführt. Außerdem wird versucht, möglichst Angehörige aller vor Ort lebenden Nationalitäten und Ethnien einzubinden – beispielsweise AlbanierInnen, MazedonierInnen, Roma und TürkInnen in Mazedonien.
· Eine Schlüsselstellung nimmt die enge Verbindung zwischen den Redaktionsteams und den Ausbildungsprogrammen ein. So haben die KursteilnehmerInnen Kontakt zu erfahrenen KollegInnen und können oft – nach Abschluss ihrer Ausbildung – als reguläre KorrespondentInnen für das Netzwerk weiterarbeiten.
Neue Projekte Während des AIM-Koordinationstreffens im Februar 2001 wurden einige neue Projekte sowie der Ausbau laufender Aktivitäten beschlossen:
· Erweiterung der Presserundschau „Balkanpress" .
Dieser Dienst besteht seit 1995. Ursprünglich konzentrierte sich der gemeinsame wöchentliche Pressespiegel der AIM-Redaktionen in Prishtina, Tirana, Skopje und Belgrad auf Publikationen aus allen Gebieten mit einem hohen albanischen Bevölkerungsanteil. Ziel war es, Kommunikationsbarrieren zwischen den Bevölkerungsgruppen zu überwinden und – oftmals auf Unkenntnis und Missverständnissen beruhende – Spannungen abzubauen. „Balkanpress" wurde auf Serbisch und Albanisch publiziert und erschien öfters auch in mazedonischer Übersetzung. Die Presserundschau soll nun auf den ganzen Balkanraum ausgedehnt werden und sich nicht länger auf Themen beschränken, welche die albanischsprachige Bevölkerung betreffen. Jede Redaktion gibt wöchentlich einen kurzen Überblick zum örtlichen Pressegeschehen. Inhaltlich sollen dabei vor allem die Entwicklung der Beziehungen zwischen den Balkanstaaten, regionale Kooperationen und der Umgang mit Minderheiten im Mittelpunkt stehen. „Balkanpress" wird auf der AIM-Homepage in Serbisch/Kroatisch/Bosnisch, Albanisch und Englisch publiziert.
· Ein neuer Zyklus grenzübergreifender Fortbildungsseminare .
Aufgrund des großen Zuspruchs, welche die bisher abgehaltenen Seminare bei den TeilnehmerInnen fanden, wurde beschlossen, in den kommenden Monaten eine neue Reihe von fünf Fachtagungen zu organisieren. Sie werden voraussichtlich im Zweimonatsrhythmus stattfinden. Folgende Themen und provisorische Daten wurden vereinbart. Die Durchführung der einzelnen Seminare hängt allerdings noch von den Finanzierungsmöglichkeiten ab:
- Mai 2001, Sofia: „Migrationsbewegungen: der Balkan und die Europäische Union";
- Juli 2001, Ohrid (Mazedonien): „Die Rolle des Sports in der Gesellschaft";
- September 2001, Belgrad: „Nichtregierungsorganisationen und unabhängige Medien";
- November 2001, Banja Luka: „Versöhnung – welche Funktion kann die Zivilgesellschaft in diesem Prozess erfüllen? Die Haltung in den verschiedenen Balkanstaaten zum Haager Kriegsverbrechertribunal";
- Januar 2002, Tirana: „Der Stellenwert der Religion in der südosteuropäischen Gesellschaft" oder „Armee und Zivilgesellschaft in den Balkanstaaten".
Nach jedem Seminar verfassen die TeilnehmerInnen aus den verschiedenen Redaktionen ein Dossier, das in einer gekürzten Version von ca. 30 Seiten einem ausgewählten Printmedium pro Land exklusiv zur Veröffentlichung angeboten wird. Die vollständige Reihe von acht Dossiers (inklusive jener drei, die bereits im Anschluss an die Konferenzen in Podgorica, Ljubljana und Budvar publiziert wurden), könnte als Grundlage für ein Buch dienen. AIM wird einige Verlage anfragen, ob sie an einem entsprechenden Projekt interessiert sind.
· Ausbildungshandbuch .
Der Verantwortliche für die AIM-Schulungen in Osijek, Svetozar Sarkanjac, will ein Ausbildungshandbuch für den AIM-internen Gebrauch sowie für andere Institutionen herausgeben. Die Idee entstand in Diskussionen mit ReferentInnen – insbesondere Lehrbeauftragten der Universitäten Zagreb und Tuzla – im Laufe der bisher in Osijek abgehaltenen Kurse. Die ProfessorInnen meinten, dass der im AIM-Ausbildungsprogramm vermittelte Lehrstoff genügend Material für ein Praxishandbuch liefern würde, für das durchaus auch an publizistischen Fakultäten und etablierten Journalismus-Schulen Bedarf bestünde . Svetozar Sarkanjac hat daher beschlossen, ein ca. 220seitiges Handbuch in Serbisch/Kroatisch/Bosnisch und Albanisch herauszubringen. In einer ersten Auflage sollen 1000 Exemplare gedruckt werden.
Anhang Stimmen zu AIM - Bedeutung und Wirkung von AIM für die Medienlandschaft im ehemaligen Jugoslawien und in Südosteuropa
Auszüge aus Stellungnahmen von Medienschaffenden (Februar 2001)
Filip Šwarm, Chefredakteur Vreme (Belgrad) und AIM-Korrespondent In all den Jahren seines Bestehens hat das Alternative Informationsnetzwerk im ehemaligen Jugoslawien und später auch in anderen Balkanländern nicht nur den professionellen, kritischen Journalismus gestärkt, sondern auch zum wirtschaftlichen Überleben bestimmter Medien beigetragen. (...)
Ohne AIM müssten etliche hiesige Medien entweder aufgrund finanzieller Schwierigkeiten schließen, oder sie könnten die öffentliche Meinung und die demokratischen Veränderungen nicht in dem Maß beeinflussen, wie sie es jetzt tun.
In einer Region, die vier Kriege, Intoleranz und Hass zwischen den Ethnien, einen gravierenden Mangel an gutem Willen und ausufernde Gewalt gesehen hat, in der die Demokratie und die Zivilgesellschaft gerade ihre ersten Gehversuche machen, haben die Texte von AIM stets zu Mäßigung, Aussöhnung sowie Achtung der Menschenrechte und der Demokratie beigetragen. Zweifelsohne ist das auch eine Ermutigung und Unterstützung für die unabhängigen Medien in dieser für Serbien außergewöhnlichen Zeit.
Kemal Musiæ, Journalist Polje (Bijelo Polje, Montenegro) Bis vor kurzem kannte ich das Netzwerk nur über den Internetdienst, den das Magazin Polje , bei dem ich arbeite, regelmäßig benutzt, um Artikel aus den Republiken des ehemaligen Jugoslawien sowie anderen Balkanländern zu publizieren. (...) So stellte AIM jahrelang für uns die einzige Verbindung zu den verschiedenen jugoslawischen Nachfolgestaaten dar. (...)
Im Winter 2000/2001 nahm ich an dem dreimonatigen Lehrgang teil, den AIM Podgorica für NachwuchsjournalistInnen in Bijelo Polje organisierte. (...) Das war das erste Ausbildungsprogramm, das im Norden Montenegros stattfand. Es stieß auf dementsprechend großes Interesse und hat uns TeilnehmerInnen viel gebracht. In kleinen Städten wie Bijelo Polje, Kolašin oder Berane ist es für Medienschaffende sehr schwierig, sich dem Einfluss der lokalen Machthaber zu entziehen und man kann kaum eine effektive Unterstützung oder Schutz von anderswo erwarten...
Mladen Obrenoviæ, Journalist Radio Televizija Dunav (Vukovar) Meine erste Begegnung mit AIM war für mich in meinem damaligen Umfeld etwas völlig außergewöhnliches. Im Herbst 1997 nahm ich in Vukovar am ersten Ausbildungsprogramm für JournalistInnen aus den UNTAES-Gebieten (Ostslawonien, Baranja, West-Srem) teil, die zu diesem Zeitpunkt noch von der UNO verwaltetet und Anfang 1998 wieder in kroatisches Territorium eingegliedert wurden. (...)
Ich entdeckte eine neue Arbeits- und Herangehensweise im Journalismus und lernte, die Realität aus einem völlig neuen Blickwinkel wahrzunehmen. Das waren die Gründe, mich auf eine Zusammenarbeit mit den unabhängigen JournalistInnen von AIM einzulassen, was Ende 1997 noch als Verrat an den Interessen und gesellschaftlichen Regeln von Vukovar betrachtet wurde. (...)
JournalistInnen und Medien war ein wichtige Aufgabe im Integrationsprozess von Podunavlje in das kroatische Rechts- und Verfassungssystem zugedacht. (...) Es ging um ein Beispiel, wie ein blutiger Konflikt auf friedliche, würdevolle und zivilisierte Art beigelegt werden kann (...)
Fast drei Jahre später nahm ich an einer weiteren Schulung teil; diesmal im Rahmen des grenzübergreifende Ausbildungsprogramms von AIM. (...)
Für mich sind diese Kurse eine willkommene Gelegenheit, neue freundschaftliche, berufliche Kontakte zu knüpfen sowie Ideen und Projekte für eine zukünftige Zusammenarbeit auszutauschen...
Milan Gorjanc, Journalist (Ljubljana) Die Zusammenarbeit mit AIM ist für mich eine intellektuelle Herausforderung, da ich hier Artikel zu slowenischen Themen publizieren kann, die in meinem Heimatland Slowenien nicht genommen würden. (...)
Mladen Mirosavljeviæ, freier Journalist (Banja Luka) ...Die bekanntesten Namen des heutigen journalistischen Nachwuchses in der Republika Srpska sind praktisch alle die von AbsolventInnen der AIM-Lehrgänge. (...) Es gäbe noch viel über das Netzwerk zu sagen, beispielsweise wie AIM unabhängige JournalistInnen unterstützt, die entlassen wurden, weil sie nicht die Rolle von Staats- oder ParteipropagandistInnen übernehmen wollten, indem es ihnen mit Auftragsarbeiten hilft im Beruf zu bleiben...
Amela Rebac, Chefredakteurin Studio 88 (Mostar) Studio 88 ist eine relativ junge Privatradiostation in Mostar, die am 1. Oktober 1999 mit einem Ganztagesprogramm auf Sendung ging. Zu den Grundsätzen des Radios gehört es, keine ethnischen Trennlinien zu akzeptieren und die gesamte Herzegowina in geographischer Hinsicht sowie als Informationsraum, als ein Ganzes zu behandeln. (...)
Praktisch von Anfang an war über das Ausbildungsprogramm für junge JournalistInnen eine ausgezeichnete Zusammenarbeit mit AIM gewährleistet. (...)
Der Schulung hat den Auszubildenden nicht nur die Grundlagen des journalistischen Handwerks vermittelt. Angesichts der labilen politischen Situation hier in der Gegend (die Teilung Mostars wie der ganzen Region in einen bosnischen und einen kroatischen Teil), war es für uns besonders wichtig, dass AIM immer auf der Einhaltung hoher professioneller Standards bestand...
Valentina Èukiæ, Journalistin (Kosovska Mitrovica) Vor zwei Jahren kam ich das erste Mal mit dem Journalismus in Berührung. Kurz nach Ende des Krieges fand ich einen Job bei Radio Kontakt in Priština. Sechs Monate später lernte ich die AIM-Chefredakteurin von Priština, Violeta Oroši, kennen, die mir eine Ausbildung vorschlug, um mich erst einmal mit den grundlegenden Techniken des Journalismus vertraut zu machen und später in den Kreis unabhängiger JournalistInnen einzutreten, von welchem – wie Violeta erklärte – die Zukunft dieser Region abhänge.
Ich nahm ihr Angebot an. (...) Anfangs schien mir alles sehr schwierig, aber im Zuge der Ausbildung wurde es dann immer leichter. Leider hat sich das allgemeine Klima im Kosovo nicht geändert, besonders in bezug auf Angehörige von Minderheiten. Doch selbst die ständige Angst um mein Leben, konnte mich nicht davon abhalten soviel wie möglich zu lernen, um qualifiziert schreiben zu können. Ich traf mich jeden zweiten Tag mit der Redakteurin, wir besprachen meine Texte, deren Qualitäten und Schwächen. Durch das gemeinsame Überarbeiten konnten wir meine Artikel soweit verbessern, dass sie den professionellen Anprüchen von AIM genügten und auf der Website veröffentlicht wurden.
Am 20. Juni vergangenen Jahres wurde unser Zusammenarbeit jäh unterbrochen. Der Grund dafür war, dass mir einige Leute nach dem Leben trachteten – ich wurde im Zentrum von Priština angeschossen und schwer verwundet. Als ich mich erholt hatte, zog ich nach Kosovska Mitrovica um. Der erste Mensch, der es schaffte, wieder Kontakt mit mir aufzunehmen, war Violeta Oroši. Sie bot mir an, meine Ausbildung und die Kooperation mit AIM fortzusetzen, und das, obwohl ich nicht mehr in Priština war. Ich konnte es kaum glauben, denn ich hatte mich schon fast damit abgefunden, nie wieder zu schreiben.
Abgesehen von der Solidarität, die mir das Netzwerk in der schwierigsten Zeit meines Lebens entgegenbrachte, ist für mich der Rückhalt, den mir AIM bietet, am wichtigsten. Ich sehe die Redakteurin nun nicht einmal mehr, aber wir telephonieren täglich miteinander. Sie erhält meine Berichte über das Leben im nördlichen Kosovo per e-mail und speist sie dann auf die AIM-Internetseite ein.
Vergangenen Oktober nahm ich an einem vom Netzwerk organisierten dreitägigen Seminar in Mostar teil, wo ich zwei AIM-Gründungsmitglieder, Dragica Mugoša und Nicholas Bell, kennenlernte. (...) Es waren auch JungjournalistInnen, aus verschiedenen ethnischen Gruppen, von anderen AIM-Redaktionen zu diesem Seminar gekommen, mit denen ich noch immer in Kontakt bin. Sie zeigten mir, dass wir das Hässliche – wie den Krieg – hinter uns gelassen haben und dass wirkliche Freundschaft und ein Miteinander möglich sind.
Es war das erste Mal seit dem Zerfall Jugoslawiens, dass ich Menschen aller Ethnien an einem Ort sah. Ich fühlte, wie das Vertrauen zurückkam. Vielleicht hätte ich das nie erlebt, wenn mir die Leute von AIM nicht ermöglicht hätten, all die Hindernisse zu überwinden und Teil ihrer großen Familie zu werden...
Iso Rusi, Chefredakteur Lobi (Skopje) Die Kooperation mit dem Alternativen Informationsnetzwerk ist für unsere Wochenzeitung in mehrfacher Hinsicht von maßgeblicher Bedeutung. Durch die von AIM honorarfrei angebotenen Artikel sind wir in der Lage, den gesamten Balkanraum abzudecken, was für uns selbst – ein kleines Team mit beschränkten finanziellen Mitteln – unmöglich wäre. (...) Für uns spielt auch die multiethnische Zusammensetzung der AIM-Redaktion Mazedonien eine wichtige Rolle. So viel wir wissen, ist das die einzige multiethnische Medienstruktur in unserem Land...
Andi Bushati, Chefredakteur Klan (Tirana) ...Die Artikel von AIM sind für ihre Mischung aus Information und gründlicher Analyse bekannt, die sowohl Hintergründe erklären, als auch Prognosen über zukünftige Entwicklungen liefern. Sie zeichnen sich durch hohe professionelle Standards aus. (...)
AIM ermöglicht es uns, bestimmte Tabus zu brechen, wie beispielsweise die Veröffentlichung von Artikeln serbischer JournalistInnen. Das hat uns geholfen aufzuzeigen, dass nicht alle Stimmen aus Serbien gleich klingen. Auf diese Weise hat AIM dazu beigetragen, trennende Mauern abzutragen und das halte ich für sehr wichtig...
Dokumentation
** Die folgenden Dokumente sind auf Anfrage bei den nachstehenden Kontaktadressen (siehe Rückseite) erhältlich:
· Kurvorstellung des AIM-Netzwerks
(Entstehung, Ziele, Funktionsweise, Aktivitäten; 2 Seiten A4, Mai 2000)
· Detaillierte Präsentation von AIM (Entstehung, Ziele, Aktivitäten, Funktionsweise, Struktur, Koordination, Finanzierung; 6 Seiten A4, Mai 2000)
· AIM’s training programme, March 2001 – February 2002 (4 Seiten A4, Februar 2001)
· AIM Financial Report 2000 (7 Seiten A4, Februar 2001)
· AIM Annual Activities Report 2000 (32 Seiten A4, März 2001)
Kontaktadressen
Frankreich AIM-Paris**
Dragica Mugoša
17, Rue Rébéval
F-75019 Paris
Frankreich
Tel.+Fax: (+)33/1/40 18 03 82
e-mail: admin@aimpress.org
Internet: www.aimpress.org
Österreich AIM-Büro Österreich
c/o Europäisches Bürgerforum Österreich
Lobnik 16
A-9135 Bad Eisenkappel/Železna Kapla
Österreich
Tel.: (+)43/42 38/87 05
Fax: (+)43/42 38/87 05-4
e-mail: aim.austria@civic-forum.org
Schweiz Europäisches Bürgerforum
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