Die Johanneskirche hatte seit einem Monat einer Gruppe von Sans-Papiers Gastrecht gewährt. Die Betroffenen hatten zum Glück eine Vorahnung und schliefen in dieser Nacht auswärts.
Die Polizei kam mit einer Liste – einem Haftbefehl – mit acht Namen von papierlosen Ausländern, die ausgeschafft werden sollten. Seit diesem brutalen Akt trauen die Sans-Papiers aus der Region Bern dem Schutz der Kirche nicht mehr. Viele von ihnen sind inzwischen wieder untergetaucht. In ein ungewisses Leben, dauernd auf der Flucht.
Auf politischer Ebene sind die Probleme der Sans-Papiers nach wie vor nicht gelöst. Bundesrat und Parlament haben nichts getan, um nach einer Lösung zu suchen. Auch ein „Runder Tisch“, bei dem alle direkt oder indirekt Betroffenen die Möglichkeit gehabt hätten, an einer Lösung mitzuwirken, wurde von Frau Metzler abgelehnt. Die meisten Nationalräte ziehen es vor, das Problem zu verdrängen. Die Sans-Papiers haben keine grosse Lobby und keine Verwaltungsratssitze anzubieten. Die neu eingeführte Härtefallregelung bringt nicht einmal für ein Prozent der 200.000 bis 300.000 betroffenen Sans-Papiers eine Lösung. Die anderen 99 Prozent werden aber weiterhin hier bleiben, ohne Rechte. Die Wirtschaft braucht sie.
Damit die Betroffenen in der Lage sind, sich selbst zu helfen, brauchen sie Ruhe, Räume, in denen sie sich treffen können, in denen sie sich mit anderen über ihre Situation austauschen können, wo sie Zeit haben und wo sie nachdenken können. Ein Ort, wo sie sich, wenigstens für einen Moment, als Menschen fühlen. In den letzten Monaten war dies dank dem Einsatz vieler Pfarrer, Priester und Kirchgemeindemitglieder im Schutze zahlreicher Kirchen möglich. Seit der Polizei-Razzia in Bern und dem kaum hörbaren Protest dagegen, ist das Kirchenasyl gefährdet. Es braucht eine starke Reaktion. Schreiben Sie der Polizeidirektorin von Bern, Frau Dora Andres (Kramgasse 20, 3011 Bern, mit Kopie an uns).