Internationales Notkomitee zur Erhaltung der Weizenvielfalt ohne Gentechnik

13 avr. 2008

Aufruf des Internationalen Notkomitees zur Erhaltung der Weizenvielfalt ohne Gentechnik

Weltweit versuchen Saatgutkonzerne, die Kontrolle ueber die Kulturpflanzen, welche die Ernaehrungsgrundlage der Weltbevoelkerung sind, in ihre Hand zu bekommen. Patente, Gentechnik, angebliche geistige Eigentumsrechte und der Ausschluss von nicht staatlich anerkannten Sorten sind einige der Instrumente, die von ihnen erfunden wurden, um aus Saatgut eine Ware zu machen und das baeuerliche Recht auf eigenes Saatgut zu zerstoeren.

An Stelle der urspruenglichen regionalen Vielfalt von Pflanzen beherrschen einige Hochleistungssorten den Markt, die nicht mehr an regionale und klimatische Bedingungen anpassungsfaehig sind und nur kuenstlich mit chemischen Duengemitteln, Herbiziden und Pestiziden wachsen. Fuer die Entwicklung neuer Sorten ist in jedem Fall der Rueckgriff auf die Urspruenge der Kulturpflanzen notwendig und wer keinen Zugang zu diesen Herkuenften hat, befindet sich in vollstaendiger Abhaengigkeit weniger Konzerne.

Die wichtigsten Sammlungen von alten Kulturpflanzen, die bisher oeffentlich zugaenglich waren, befinden sich in den staatlichen Genbanken. Auch diese Sammlungen sind heute in Gefahr.

150 BaeuerInnen, GaertnerInnen und WissenschaftlerInnen aus 25 Laendern und vier Kontinenten haben sich im Mai 2007 mit dieser Frage in Halle auseinandergesetzt.

Die Konferenz hat festgestellt: Entweder werden die staatlichen Genbanken aus Mangel an Geld Schritt fuer Schritt abgebaut und die vorhandenen Kollektionen gehen verloren, oder die Regierungen investieren aus oeffentlichen Mitteln Geld, um die Genbanken fuer die Forschung der Gentechnikindustrie zugaenglich zu machen.

Ein konkretes Beispiel dafuer ist die deutsche Genbank des Instituts fuer Pflanzengenetik und Kulturpflanzenforschung (IPK) in Gatersleben, eine der groessten Genbanken weltweit. Von ihr werden jaehrlich rund 15.000 Saatgutproben in die ganze Welt verschickt.

Seit ueber zehn Jahren werden mit den Pflanzen der Sammlungen in Gatersleben gentechnische Versuche durchgefuehrt, zunaechst in den Labors, dann in Gewaechshaeusern und inzwischen auch auf den Feldern der Genbank, die eigentlich fuer den Erhaltungsanbau von alten Sorten notwendig sind. Im Herbst 2006 hat die Genbank, soweit bisher bekannt, die ersten Freisetzungsversuche mit gentechnisch veraendertem Weizen durchgefuehrt.

Deshalb haben wir auf der Tagung in Halle beschlossen, ein Notkomitee zu gruenden und die bedrohten Sorten ausserhalb der Genbank zu erhalten. Rund 12.000 verschiedene Weizen sind in Gatersleben in Kuehltruhen gelagert. Ungefaehr alle zehn Jahre muessen die Saatgutproben ausgesaet werden, damit die Keimfaehigkeit erneuert wird. Dann besteht die Gefahr, dass sie gentechnisch verunreinigt werden. Wir muessen also jedes Jahr die entsprechenden Sorten aus der Genbank holen und selbst anbauen. Unser Ziel ist es, die aus der ganzen Welt in Gatersleben zusammengetragenen Sorten wieder in ihre Herkunftslaender zurueck zu bringen. Dafuer suchen wir Menschen in der ganzen Welt, die in ihrem Garten oder auf einem Stueck Land eine, zwei oder mehrere Sorten anbauen und erhalten koennen. Die Genbank stellt jeweils nur einige Gramm Samen zur Verfuegung, die auf ein bis zwei Quadratmetern ausgesaet werden koennen. Es ist nicht notwendig, die Samen jedes Jahr auszusaeen, um ihre Keimfaehigkeit zu erhalten. Trocken und eingefroren koennen sie drei bis vier Jahre gelagert werden. Wir liefern mit jeder Saatgutprobe eine Anleitung fuer den Umgang damit. Im Oktober 2007 haben wir die ersten 400 Weizensorten von der Genbank erhalten und bereits viele Menschen in Deutschland, der Schweiz und Frankreich gefunden, die sie anbauen werden. In diesem Jahr werden wir weitere Sorten aus Gatersleben holen und suchen noch weitere MitstreiterInnen, so lange die Genbank die Gentechnikversuche weiterfuehrt.

Als Folge dieser Initiative erwarten wir uns eine breite Diskussion ueber die Notwendigkeit, die Erhaltung der Pflanzenvielfalt wieder den baeuerlichen Gemeinschaften zurueckzugeben.

Interessierte wenden sich bitte an das

Internationale Notkomitee
c/o Hof Ulenkrug, Stubbendorf 68, 17159 Dargun
Tel. 039959-23881, e-mail: ulenkrug@t-online.de

Der Bericht ueber das Saatgutseminar in Halle (72 Seiten A5) kann in Deutsch, Englisch und Franzoesisch ebenfalls bei uns bestellt werden.

Sie können ihn in deutscher Sprache unter folgendem Link herunterladen

Dokument zum Downloaden: Fuer die Erhaltung der alten Sorten