Mehrere Tausend Bürgerinnen und Bürger Europas haben das Europäische Bürgerforum beauftragt, anlässlich der 92. internationalen Jahreskonferenz der IAO (Internationale Arbeitsorganisation, auch ILO) vom 1. bis 17. Juni 2004 in Genf, ihre Besorgnis über die Ausbeutung von Migrantinnen und Migranten in der industriellen Landwirtschaft Europas zum Ausdruck zu bringen.
Die Konferenz gibt den NGO (Nicht-Regierungs-Organisationen) beschränkte Möglichkeiten, sich auszudrücken. Es schien uns wichtig, diese Institution auf die skandalösen Arbeits- und Lebensbedingungen aufmerksam zu machen, unter denen die MigrantInnen für den größten Teil der Obst und Gemüseproduktion Europas angeheuert werden. So hatte ich die Möglichkeit, innerhalb der Kommission der ArbeitsmigrantInnen, an welcher Vertreter der Staaten, der Arbeitgeber und der Arbeitnehmer beteiligt waren, in Kürze drei europäische Regionen zu beschreiben, die das EBF aus seiner Praxis näher kennt: Zum einen die menschenunwürdigen Bedingungen begleitet von institutionellem Rassismus, die in El Ejido herrschen; des weiteren die Beschäftigung seit über dreißig Jahren von nahezu 20 Prozent «Illegalen» im Blumen- und Gemüseanbau in den Niederlanden; schließlich das unmenschliche Saisonnierstatut der OMI (Office des Migrations Internationales)-Verträge in der industriellen Landwirtschaft Südfrankreichs.
Es störte den Kommissionspräsidenten, dass ich die erwähnten Staaten nannte und er unterbrach meine Rede mit den Worten, «Monsieur, vous êtes trop précis!» (Mein Herr, Sie sind zu präzis). So konnte ich die Rede nicht beenden und unsere Vorschläge für eine Untersuchungskommission über die Lebens- und Arbeitsbedingungen in der industriellen Landwirtschaft der OECD Länder blieben auf dem Papier. Zahlreiche Delegierte waren erbost über die verhängte Zensur und wollten von mir nach der Sitzung mehr Informationen über die Ausbeutung der MigrantInnen in Europa.