Seit über einem Jahrzehnt ist eine dritte Flugpiste in Wien-Schwechat in Planung. Die Umsetzung kann jederzeit beginnen – dennoch schweigt ganz Wien. Kaum jemand weiß Bescheid über die Ausbaupläne, der bisherige Widerstand der Bürgerinitiativen blieb unbemerkt.Eine junge österreichweite Klimabewegung genannt System Change, not Climate Change! will das ändern. Ein Positionspapier, Medienarbeit, ein Aktionstag am 1. Oktober 2016 sowie ein Klimacamp sollen die Debatte darüber anfachen, ob wir uns heutzutage eine Infrastruktur, die das Klima massiv anheizt und die Biodiversität sowie landwirtschaftliche Flächen zerstört, noch leisten können.
Die geplante dritte Flugpiste soll der massiven Steigerung des Flugverkehrs dienen, Schwechat soll zum Drehkreuz werden. Rund 760 Hektar Fläche würde das Projekt in Anspruch nehmen, darunter vorwiegend Ackerfläche. Betroffen wären auch 20 Hektar Wald sowie Schutzgebiete von seltenen Tieren. Die Flugbahn würde den Flugverkehr genau über die Ballungszentren des Grossraums Wien leiten, wovon mindestens 350‘000 Menschen betroffen wären.
Flugverkehr ist der in der EU und weltweit am stärksten wachsende und klimaschädlichste Verkehrssektor.
Grünes Flugwachstum?
Die UN-Luftfahrtorganisation ICAO erwartet einen 3- bis 7-fachen Anstieg der Emissionen durch Luftfahrt bis 2050. Dennoch behauptet die ICAO, das Wachstum alsbald «klimaneutral» gestalten zu können: Die Idee ist, die Emissionen über CO2-Kompensationsprojekte (Offsets) anderswo auszugleichen. Dies können beispielsweise Baumplantagen oder Wasserkraftwerke im Globalen Süden sein – die ihrerseits oft sehr problematisch sind. Ein Ablasshandel soll somit ermöglichen, dass die Flugindustrie weiter wachsen und sich gleichzeitig als grün präsentieren kann. Die Entscheidung der ICAO soll in einer Versammlung vom 27. September bis zum 7. Oktober 2016 fallen. Nicht zuletzt sind die globalen Aktionstage gegen Flughafenprojeke für dieses Datum geplant. «Nein zum Ausbau des Flugverkehrs – keine falschen Klimalösungen!» lautet auch der Titel einer derzeit laufenden globalen Unterschriftenkampagne. Die Flugindustrie müsste schrumpfen, statt wachsen. Die Steuerfreiheit von Kerosin und Flughäfen endlich abzuschaffen und Zugverkehr auch preislich zu fördern, wären erste wichtige Schritte in die richtige Richtung.
Wien ist kein Einzelfall
Hunderte von neuen Flughäfen oder Erweiterungen sind weltweit geplant. Vielerorts setzt sich die lokale Bevölkerung gegen diese Projekte ein – am bekanntesten wurde in den letzten Jahren der Widerstand in Notre-Dame-de- Landes oder auch in Heathrow (London). Erstmals beginnt nun die Vernetzung der einzelnen Flughafenkämpfe über eine E-Mail-Liste und die Pläne, rund um den 1. Oktober gleichzeitig auf der ganzen Welt Aktionen gegen Flughafenprojekte zu organisieren.
System Change, not Climate Change! lädt herzlich zum ersten Klimacamp in Österreich ein, das von 29. September bis 2. Oktober auf einem Feld nahe dem Flughafen stattfindet. Am 1. Oktober wird eine bunte Radtour von der Stadtmitte zur Kundgebung am Flughafen organisiert. Zudem freuen wir uns selbstverständlich über die Beteiligung an den globalen Aktionstagen gegen Flughafenprojekte und die gemeinsame Vernetzung.
* Magdalena Heuwieser engagiert sich bei der österreichweiten Klimagerechtigkeitsbewegung System Change, not Climate Change! Informationen und Kontakt: http://systemchange-not-climatechange.at/